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Vernagelt. In Klassenzimmern der Rosa-Luxemburg-Oberschule in Pankow wurden kaputte Fensterscheiben durch Spanplatten ersetzt. Unterrichtet werden kann hier längst nicht mehr.

© Paul Zinken

Pankow: Im Klassenzimmer fielen Fenster aus dem Rahmen

Schüler in der Pankower Rosa-Luxemburg-Oberschule werden nun im Keller unterrichtet.

Statt Glasscheiben klemmen Spanplatten in den Fensterrahmen. In einigen Klassenzimmern in der Pankower Rosa-Luxemburg-Oberschule ist es deshalb dunkel. Das Glas musste entfernt werden, weil sich Scheiben lösten und auf den Schulhof krachten. An manchen Wänden ist Schimmel, daneben sind Löcher, der Putz platzt ab. In den Zwischendecken fehlen zahlreiche Holzplatten. Unterrichtet werden kann hier seit vergangenem Sommer nicht mehr: Die beiden Stockwerke wurden vom Rest abgetrennt, die Schüler mussten auf andere Räume verteilt werden.

Nun sitzen sie auch im Keller – in Räumen, „die man nicht mal als Abstellraum für sein Fahrrad nutzen möchte“, wie Schulleiter Ralf Treptow sagt. Der Chemieraum ist wegen starken Schimmelbefalls seit zehn Jahren dicht. Gefahr für die Gesundheit bestehe allerdings nicht, sagt Treptow. Wo jetzt unterrichtet werde, sei kein Schimmel. Das zweifelt Elternsprecherin Heike Schröder an, „man sieht den Schimmel ja nicht unbedingt“. In einigen Räumen seien die Fenster zugenagelt, Frischluft komme nur durch ein Klappfenster hinein. Die Kinder kämen mit Kopfschmerzen nach Hause. Beschwerden bei Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz brächten nichts. Diese sagt: „Wir haben kein Geld.“ Wegen der steigenden Schülerzahl hätten Millionen verwendet werden müssen, um Gebäude herzurichten. Geld wünscht sich auch die Grundschule am Weißen See. Dort bilden sich Wasserflecken an den Wänden, Heizkörper funktionieren nicht richtig, die Fenster sind undicht. In einigen Räumen sei es morgens 17 Grad kalt, sagt die stellvertretende Schulleiterin Kathrin Marquardt. Auf 100 Millionen Euro beziffert Stadträtin Zürn-Kasztantowicz den Sanierungsstau bei Schulen in Pankow. Nur vier Millionen Euro habe sie im Jahr zur Verfügung. Berlinweit beläuft sich der Sanierungsbedarf an Schulen nach Informationen des Tagesspiegels auf 800 Millionen Euro.

Die Rosa-Luxemburg-Oberschule hat es nun immerhin in die Investitionsplanung des Landes geschafft. Das Nebengebäude mit den gesperrten Klassenzimmern soll saniert, eine zweite Sporthalle gebaut werden. Wenn dann umgebaut werde, könne er höchstens 650 Schüler unterbringen, sagt Schulleiter Treptow. Vorsorglich hat er deren Anzahl bereits von 970 auf 870 reduziert.

Die Schulen seien Angelegenheit der Bezirke, heißt es aus der Senatsverwaltung für Bildung. „Es gibt Bezirke, die weniger Geld in den Schulbau stecken, als sie zur Verfügung haben“, sagt Beate Stoffers, Sprecherin von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Im Fall der Rosa-Luxemburg-Oberschule seien bereits mehrere Millionen Euro für die Grundsanierung des Hauptgebäudes geflossen. „In der aktuellen Legislaturperiode sind rund 1,5 Milliarden Euro in den Schulbau gegangen“, sagt Senator Zöllner. Das sei so viel wie noch nie. Christoph Spangenberg

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