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Berlin: Im Mauerpark fällt bald die letzte Grenze

Nach 20 Jahren Streit startet Erweiterung des Areals Einige Nachbarn sehen das mit gemischten Gefühlen.

Für die einen ist es nur ein Bauschild. Für die anderen ist es ein Symbol dafür, dass einer der längsten und schwierigsten Konflikte über die Entwicklung des ehemaligen Mauerstreifens endlich beigelegt wurde. „Die Diskussion war schwierig, aber hatte ein gutes Ende“, sagte Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) am Mittwoch bei der offiziellen Enthüllung jenes Schildes an der Lortzingstraße. „Mauerpark Erweiterung 1. Bauabschnitt“ steht drauf, darüber die Simulation einer einladenden Parkfläche.

Die Lortzingstraße führt vom Weddinger Brunnenviertel direkt in Richtung des bisherigen Mauerparks zwischen Wedding und Prenzlauer Berg – endet aber bislang als Sackgasse vor einem unüberwindbaren Zaun. Der gehört zu Gewerbeflächen, die den Weddingern bislang den Zugang zum vor allem am Wochenende sehr populären Mauerpark erschweren. Im Laufe des kommenden Jahres nun soll der Zugang von Westen her geöffnet werden – Auftakt einer umfangreichen Erweiterung des Areals um zunächst zwei und später drei weitere Hektar sowie die dauerhafte Verpachtung an Nutzer wie den Flohmarkt im Süden des Parks. Senator Müller lobte das gestern als „sehr gutes Ergebnis“ der jahrelangen Verhandlungen zwischen Senat, Bezirken, Investoren und Anwohnern.

Von Letzteren sehen manche den jetzt verkündeten Baubeginn mit gemischten Gefühlen. Denn die Erweiterung der Grünfläche geht einher mit der Entwicklung eines neuen Wohngebiets nördlich des Gleimtunnels. 600 Wohnungen sollen auf einer bisher kaum genutzten Brachfläche in den kommenden Jahren entstehen, kündigte Hendrik Thomsen an, Geschäftsführer des Investors CA Immo. Damit reagiere man auf die enormen Wachstumsprognosen für die umliegenden Viertel. Anwohner-Vertreter vom Verein „Freunde des Mauerparks“ und der in die Planungen involvierten „Bürgerwerkstatt“ sehen das mit Sorge. „Hier sind Dinge festgelegt worden, die wir nicht wollten“, sagte Rainer Krüger, Anwohner auf der östlichen Seite und Sprecher der Bürgerwerkstatt Mauerpark. So sei das geplante Wohnareal größer als von den Anwohnerinitiativen gewünscht, auch sei zu befürchten, dass die „Lawine von hochpreisigen Wohnungen aus Prenzlauer Berg“ sich Richtung Wedding bewege. Er appellierte an alle Beteiligten, die Anwohner auch bei den weiteren Planungen miteinzubeziehen. Das habe man vor, sagte Senator Müller: „Ich erwarte weitere Diskussionen.“ So würden die Details der Parkerweiterung Anfang 2013 mit Beteiligung der Bürger geplant. Für die „Allianz Umweltstiftung“, die 1994 mehr als zwei Millionen Euro für den Park zur Verfügung stellte, war dieser Mittwoch ein „Tag der Freude“, wie der aus München angereiste Stiftungsvorsitzende Lutz Spandau sagte. Er zeigte sich allerdings etwas befremdet darüber, dass der Park, den man als „Geschenk“ an die Berliner sehe, hier so viele kritische Diskussionen provoziert habe. „Wir sind nicht beschenkt worden“, konterte Bürgerwerkstatt-Sprecher Krüger. Sondern es seien mit Steuermillionen Ausgleichszahlungen an bisherige Eigentümer gezahlt worden. Daher verfolge man den Ausbau auch weiter kritisch.

Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) lud Berliner aus allen Bezirken dazu ein, den wachsenden Park zu besuchen. Nur eins werde es auf dem zu seinem Bezirk gehörenden Areal auch in Zukunft nicht geben: „Gegrillt wird bei uns nicht – wenigstens nicht, solange ich Stadtrat bin.“ Lars von Törne

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