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Berlin: Im Schneckentempo zur Abflughalle

Reisende im Stress: Wegen Bauarbeiten an der Zufahrtsbrücke standen sie gestern vor Tegel im Stau – und bald wird es noch enger

Der Weg zum Flughafen Tegel wurde gestern für viele Berliner zum Nervenkrieg, nur im Schneckentempo ging es auf den letzten Metern voran – Grund: Die Bauarbeiten auf der General-Garneval-Brücke vor der einzigen Flughafenzufahrt haben begonnen. Die Fahrzeuge – darunter auch Busse und Taxis – stauten sich bis auf die Abfahrt der Stadtautobahn und in Gegenrichtung bis in den Flugsteigring. Und das, obwohl auf der Brücke vorerst pro Richtung noch zwei Fahrstreifen zur Verfügung stehen. „Es kamen deutlich mehr Passagiere in letzter Minute zum Abflugschalter als an normalen Tagen“, sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. Die Zahl der Reisenden, die ihren Flug komplett verpassten, sei aber nicht größer als an anderen Tagen. Lufthansa befördert ab Tegel gut vier Millionen Passagiere pro Jahr, knapp ein Drittel des Tegeler Aufkommens. Weber vermutet, dass die Reisenden eine längere Anfahrt einkalkuliert hätten. Und nimmt die Planer in Schutz: „Für Arbeiten an der Brücke ist immer der falsche Termin.“

Die Stauszenen von Montag sind vermutlich nur ein Vorgeschmack auf das, was ab dem 12. Juli los ist: Ab dann ist für die Anfahrt nur noch eine einzige Fahrspur offen. Ab dann dürften die Fahrten nach Tegel bis zu eine Stunde länger dauern als normalerweise, schätzt man in der Verkehrslagezentrale. Immerhin wird die Brücke in Spitzenzeiten von rund 1300 Fahrzeugen pro Stunde genutzt, wie eine Zählung der Senatsverkehrsverwaltung ergab.

Auch der heimliche Schleichweg, den Ortskundige bisher nutzten, ist keine Alternative mehr. Der Weg vom Kurt-Schumacher-Damm über die Parkplätze des Golfplatzes und des Novotels auf die hinter der Brücke einmündende Straße am Verwaltungsgebäude des Flughafens wurde als Sackgasse beschildert. Die Schranke am Parkplatz bleibe geschlossen und werde nur für Hotelgäste geöffnet, heißt es im Novotel. Da die Strecke über Privatgrundstücke führt und teilweise nur provisorisch befestigt ist, war eine Benutzung als offizielle Umleitungsstrecke nicht in Betracht gezogen worden.

Laut Planung dauert die Sanierung bis zum 17. September. Es werde im Mehrschichtbetrieb gearbeitet, um den Engpass so schnell wie möglich zu beenden, teilt die Senatsverkehrsverwaltung mit. Die Arbeiten sind notwendig, weil eine Bauwerksprüfung erhebliche Schäden an der Brücke ergeben hatte, die seit ihrem Bau 1974 noch nie saniert wurde. Deshalb ist jetzt eine Erneuerung der Abdichtungen und des Asphalts notwendig. Im kommenden Jahr werden die Arbeiten an der Unterseite fortgesetzt, ohne Beeinträchtigung des Verkehrs.

Rainer W. During

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