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Berlin: Immer schön locker in der Hüfte Fifa-Chefchoreograf Doug Jack testet seit Sonntag

Tänzer für die WM-Eröffnungsfeier

Wahrscheinlich nimmt niemand das Motto so ernst, aber die Veranstaltung selbst so locker wie Oliver Schulz-Frobenius. „Sei dabei“, heißt das Motto. Schulz-Frobenius ist 39 und hat eine Werbeagentur. Er spielt Eishockey und Fußball, er hätte nicht gedacht, dass er in seinem Leben mal gecastet würde. Noch dazu als Tänzer. Gecastet wird man normalerweise, wenn man bei „Big Brother“ oder „Deutschland sucht den Superstar“ mitmachen will. Und berühmt sein, eine Zeit lang wenigstens. Das will Schulz-Frobenius nicht. Er will nur eins: dabei sein. Bei der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr. Wer dabei ist – darum geht es an diesem Sonntagnachmittag in einer alten Werkshalle am Gleisdreieck.

Im Juni wird die WM mit einer Feier im Olympiastadion eröffnet, und Doug Jack, der Chefchoreograf, probiert seit gestern Tänzer aus Berlin und Brandenburg aus, die dann dabei sein werden. Vielleicht. 9000 sollen bis Ende des Jahres vortanzen, etwas mehr als die Hälfte wird, wie es im Moment aussieht, genommen. Schulz-Frobenius sagt, er tanze sehr gerne, aber nicht gerade super. Er ist locker, weil er Fußball-Fan ist, „ein ziemlich großer“, wie er sagt. Er findet, dass das sehr viel ist, schließlich hat es der Choreograf eben gesagt:„Was ich vor allem sehen will, ist eure Leidenschaft.“ Leidenschaft für die Fußball-WM, die hat Schulz-Frobenius. Trifft sich gut, dass seine dreizehnjährige Tochter gerne tanzt und deren beste Freundin auch. Sie treten bei diesem Casting als Team auf. Weil jede Gruppe einen Namen braucht, haben sie sich auch einen gegeben. Sie heißen Nejo. Das steht schlicht für ihre Vornamen: Nele, Johanna, Oliver.

Bevor sie aufgerufen werden, sagt Oliver Schulz-Frobenius: „Wir haben nix eingeübt.“ Das unterscheidet Nejo von den meisten anderen Gruppen, die sich vorstellen. Die tanzen sich noch warm. Oder dehnen sich. Oder besprechen Schrittfolgen. Viele gehen noch zur Schule, einige der acht jungen Damen der Prinzengarde zum Beispiel, Durchschnittsalter 20. Oder die Seelower Volkstanzgruppe, „zehn 15-jährige Frauen, die Volkstänze aufführen, Klassisches und Modernes“, so steht es in der Selbstbeschreibung.

Dass sich Oliver Schulz-Frobenius an diesem Tag nicht wie der Vater der Tänzer vorkommt, hat er auch der Konkurrenz von der Gruppe namens „Ines Schädel“ (Durchschnittsalter 32) und den „Village Lindenbachs“ aus Hellersdorf (Durchschnittsalter 45) zu verdanken. Die Formation Ines Schädel hat sich so beworben: „17 Personen, Bewegungserfahrung Sportler und Sportlerinnen mit Rhythmusgefühl und Tanzerfahrungen.“

Auch nach dem Durchlauf lächelt Schulz-Frobenius entspannt. In der nächsten Runde sind Gruppen dran, die alles wahrscheinlich nicht ganz so leicht nehmen. Man ahnt das, als eine Breakdancetruppe in die Halle einmarschiert, die schon einen Preis gewonnen hat.

Bewerbungen bis 15. November per Intenet auf www. fifaworldcup.com/gala

Marc Neller

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