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Berlin: Immer weniger Kinder, immer mehr gespart

Das Wirtschaftsinstitut Prognos sagt für Berlin voraus: Die Zahl der Schüler geht drastisch zurück. Dadurch sinken die Ausgaben

2020 wird es in Berlin 76 000 Schüler weniger geben als heute. Dadurch kann die Bildungsverwaltung 519 Millionen Euro einsparen. Das hat das Wirtschaftsinstitut Prognos im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung errechnet. Grundlage waren Angaben der Kultusministerkonferenz sowie der statistischen Landesämter über den Rückgang der Schülerzahlen. In anderen Bundesländern ist der Schülerschwund noch größer. An der Spitze steht Nordrhein-Westfalen, gefolgt von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen.

Für die Berliner Bildungsverwaltungen sei die Prognos-Studie keine Überraschung, sagte Bildungssenator Klaus Böger (SPD). Nach den Berechnungen seiner Behörde werden von den jetzt 41 500 Oberschülern in zehn Jahren noch 27 000 übrig sein. Besonders in den nächsten vier Jahren ist mit einem drastischen Schülerrückgang in den Oberschulen zu rechnen: in allen Schulformen um etwa ein Viertel. Die Folge ist, dass vor allem in den östlichen Stadtteilen immer weniger Schulen und Lehrer gebraucht werden. Kommendes Schuljahr sollen elf Schulen geschlossen und 24 Schulen fusioniert werden. Allerdings gibt es bis 2010 wieder mehr Grundschüler als jetzt, so dass nach 2012 die Oberschulen wieder ein bisschen wachsen.

Bereits in den vergangenen zehn Jahren ist die Schülerzahl in Berlin um 85 000 zurückgegangen. Nach Angaben der Bildungsverwaltung habe sich der Bedarf an Lehrern dadurch allein in den vergangenen fünf Jahren um 2105 Stellen verringert. Es seien jedoch nur 965 Stellen tatsächlich gestrichen worden. Die verbliebenen Lehrer wurden für die zusätzliche Förderung schwieriger Schüler eingesetzt, zum Beispiel bei der Sprach- und Leseförderung von Migrantenkindern, zur Verstärkung des naturwissenschaftlichen Unterrichts oder zur besseren Umsetzung der neuen Schulreformen.

Auch das Wirtschaftsinstitut Prognos schlägt in seiner Studie vor, mit den frei werdenden finanziellen Mitteln die Schulreformen zu unterstützen. „Das machen wir schon und wollen es auch in Zukunft so weitermachen“, sagte Kenneth Frisse, der Sprecher von Bildungssenator Klaus Böger (SPD).

Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) sieht allerdings keinen zusätzlichen Bedarf der Berliner Schulen. „Im Koalitionsvertrag ist vereinbart, dass in die pädagogische Verbesserung der Schulen investiert wird“, sagte sein Sprecher Matthias Kolbeck. Aber das bedeute nicht automatisch, dass Berlin mehr Lehrer brauche. Schon jetzt habe die Stadt die beste Lehrerausstattung in der Bundesrepublik. „Offenbar arbeitet unser Personal nicht effizient“, so Kolbeck. Zu viele Berliner Lehrer würden in Projekte gesteckt, die nichts brächten.

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