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Ab diesem Sommer können Gäste des Fürst-Pückler-Parks in Branitz bei Cottbus mit dem Kahn die Pyramiden entdecken. Weitere Infos unter www.pueckler-museum.de.

© dpa

Berlin: In der Gondel zu den Pyramiden

Fürstliches Vergnügen für jedermann: Schon Pückler besichtigte sein Branitzer Reich vom Wasser aus

So leicht lässt sich aus einem Spreewaldkahn eine fürstliche Gondel zaubern: Bug und Heck erhalten eine Trapezform und werden leicht nach oben gezogen, hinten kommt ein Wappen dran, und im Kahn selbst dominieren die Farben Schwarz, Gold und Blau. Setzt der Mann an der Stange dann noch einen breitkrempigen Sommerhut auf, ist die Illusion perfekt. In diesem Sommer können Besucher des Fürst-Pückler-Parks in Branitz am Rande von Cottbus sich erstmals eine Stunde lang durch das weitläufige Areal staken lassen. Schon die Namen der Stationen machen neugierig. Nach dem Start auf dem Blumensee an der historischen Gärtnerei geht es auf verschlungenen Wegen zum Kugelberg sowie zur Land- und Wasserpyramide, wobei zwischen den Bäumen immer wieder das Schloss auftaucht.

„Schon Pückler selbst hatte vor mehr als 150 Jahren den Gästen seinen zur Bildergalerie gestalteten Park aus der Gondelperspektive gezeigt“, erzählt Gert Streidt, Chef der Stiftung von Park und Schloss Branitz. „Allerdings hatte er viel weniger Wasserflächen zur Verfügung, weil ihm die Behörden damals ein Anzapfen der Spree verwehrten.“ Heute dagegen schlängeln sich insgesamt rund zehn Kilometer lange Wasserarme durch das 106 Hektar große Areal. Die vorerst nur auf Anmeldung von Gruppen zu buchende Gondel befährt etwa einen drei Kilometer langen Abschnitt. „Vor allem ältere Besucher schrecken aber vor den Distanzen im Park zurück und schaffen zu Fuß kaum den Weg vom Schloss zu den Pyramiden“, sagt Streidt. „Die erhalten nun mit der Gondel, die anhand historischer Stiche gestaltet wurde, eine bequeme Transportmöglichkeit.“

Regie beim Umbau des Spreewaldkahns führte der Chef des Hafens im nahen Burg, Dirk Meier. „Wir haben recht edle Materialien verwendet, um dem Vorbild möglichst nahe zu kommen“, erklärt der frühere Radsportweltmeister. „Ich war nach der ersten Tour selbst von den Spiegelbildern auf der Wasserfläche und den neuen Perspektiven überrascht.“ So eine Gondelfahrt sei sogar romantischer als eine Tour im Spreewald. An einigen Brücken müssten die Gäste zwar etwas den Kopf einziehen. Aber er sei froh, dass nach langer Vorbereitungszeit endlich der Start vollzogen werden konnte. Falls das Angebot auf die erhoffte Resonanz stoße, seien später regelmäßige Abfahrten auch ohne Anmeldung möglich.

Die Besucher könnten vielleicht schon bald durch einen auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes stehenden Park gondeln oder spazieren. „Wir wollen zunächst auf die Liste der neuen deutschen Interessenten“, sagt Stiftungschef Streidt. „Der Pückler-Park im benachbarten sächsischen Bad Muskau besitzt ja bereits diese internationale Krönung, sodass wir sehr optimistisch sind.“ Pückler habe in Branitz im Alter von 60 Jahren mit der völligen Neuschöpfung eines Parks begonnen, der viele private Anspielungen enthalte. Ziel sei die „ideal gewachsene Natur“ gewesen. Kein Baum, kein Strauch, kein Hügel befinde sich zufällig an seiner Stelle.

Bei der „Verwandlung der Wüste in eine Oase“ setzte Pückler ab 1845 auch Cottbuser Strafgefangene ein. Dabei bediente sich der Gartenkünstler, Reiseschriftsteller und Lebemann einer List. Er schickte der Gattin des Gefängnisdirektors zwei selbstgezüchtete Ananas. Die waren ein Vermögen wert und reichten als Bestechung aus. Nur mit Hilfe der Sträflinge gelang auch der Bau der beiden von Pückler entworfenen Pyramiden. „Wenn viele Generationen vergangen sind, werden sie immer noch stehen“, sagte der Bauherr voraus. Die Landpyramide schmückt der Spruch „Gräber sind die Bergspitzen einer fernen neuen Welt“. In der 12,5 Meter hohen Seepyramide fanden der Fürst und seine Frau Lucie ihre letzte Ruhestätte. Ursprünglich sollte sein Leichnam auf einer Gondel über den Teich gefahren werden. Doch im Februar 1871 herrschte starker Frost, weshalb der letzte Wunsch des Fürsten nicht in Erfüllung ging.

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