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Berlin: In der zweiten Reihe geparkt

Angela Merkel holt keine Berliner Politiker als Minister in ihr neues Kabinett. Einige Vertreter der CDU und SPD dürfen aber auf Regierungsposten hoffen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Seit 2005 haben es die Berliner Parteien nicht mehr geschafft, ein Eigengewächs im Bundeskabinett unterzubringen. Das wird sich mit der bevorstehenden Regierungsbildung wohl nicht ändern. Wir erinnern uns: Nach der Wende saßen Sabine Bergmann-Pohl (CDU), Günter Rexrodt (FDP), Renate Künast (Grüne), Christine Bergmann (SPD) und Andrea Fischer (Grüne) als Minister aus Berlin in der Bundesregierung. Diese Liste wird sich vorerst nicht verlängern, doch haben einige Berliner Politiker Chancen, in der zweiten Reihe die schwarz-rote Bundespolitik mitzugestalten. Das hat mit Kompetenz und innerparteilicher Vernetzung zu tun, aber auch mit dem regionalen Proporz. Alle Landesverbände von SPD und Union wollen in der Bundesregierung angemessen vertreten sein. Für Berlin sind diese Kandidaten im Gespräch:

Eva Högl (SPD, 44 Jahre)

Seit 2009 sitzt die promovierte Juristin im Bundestag. Zeitweilig war sie Beisitzerin im SPD-Parteivorstand. Högls Spezialgebiet ist das europäische Arbeits- und Sozialrecht, als Sprecherin ihrer Fraktion im NSU-Ausschuss des Bundestags konnte sie sich profilieren. Parteifreunde halten es für möglich, dass die Sozialdemokratin, die nicht zum linken Flügel gehört, bei einem Bundesminister Thomas Oppermann (eventuell Justiz) parlamentarische Staatssekretärin wird.

Björn Böhning (SPD, 35 Jahre)

Der Diplom-Politologe und ehemalige Juso-Bundeschef ist seit zwei Jahren Chef der Senatskanzlei. Kürzlich hat sich Böhning von der zerstrittenen SPD-Linken im Bund distanziert. Ihm wird nachgesagt, dass er in einem Bundesministerium für Arbeit unter Andrea Nahles eine leitende Stellung einnehmen könnte. Dann müsste sich Klaus Wowereit einen neuen Chef der Senatskanzlei suchen.

Philipp Steinberg (SPD, 39 Jahre)

Der ausgewiesene Parteilinke, geboren in den USA, ist Volljurist und hat zeitweise in Paris studiert. Seit 2008 ist der Referent im Bundesfinanzministerium beurlaubt und arbeitet seitdem im SPD-Vorstand dem Parteichef Sigmar Gabriel zu. Viele gehen davon aus, dass der Vize-Vorsitzende der Berliner SPD bei Gabriel bleibt, sollte dieser Bundesminister und Vize-Kanzler werden.

Emine Demirbüken-Wegner (CDU, 52 Jahre)

Die ehemalige Sozialarbeiterin und Journalistin hat eine steile Karriere in der CDU hinter sich. Seit einem Jahr gehört sie dem Bundes-Parteipräsidium an und arbeitet als Staatssekretärin in der Gesundheitsverwaltung des Senats. Es gibt Gerüchte, dass Demirbüken Staatsministerin für Integration im Kanzleramt werden könnte.

Monika Grütters (CDU, 51 Jahre)

Die Vize-Landeschefin der Berliner CDU sitzt seit 2005 im Bundestag und gilt als engagierte Kultur- und Wissenschaftsexpertin. Grütters ist Anwärterin auf das Amt einer Kultur-Staatsministerin, allerdings hat sie mit dem CDU-Haushälter Steffen Kampeter einen starken Konkurrenten. Ulrich Zawatka-Gerlach

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