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Berlin: In Potsdams Platte unerwünscht

Süd-Bezirke galten längst als fremdenfeindlich

„Richten sich die Rechten jetzt hier in Potsdam ein?“, fragte neulich eine Gruppe von Vietnamesen bei Hala Kindelberger an. Die Vorsitzende des örtlichen Ausländerbeirates erfährt derzeit täglich: Migranten, Asylbewerber und Deutsche mit ausländischer Herkunft fürchten nach der mörderischen Attacke auf den Deutschafrikaner Ermyas M. weitere Gewalttaten. Inhaber ausländischer Läden und Restaurants hätten Angst vor Überfällen.

Schon bisher habe es Stadtviertel gegeben, in denen Ausländer sich nicht sicher fühlen konnten, sagt Kindelberger. Besonders die Plattenbau-Viertel am südlichen Rand von Potsdam, die Waldstadt, die Quartiere Schlaatz und Stern. Der Rest der Stadt galt bisher als unproblematisch. „Das ist jetzt wie nach einem Diebstahl: Das Gefühl der Sicherheit ist weg.“

Doch eine Chronologie des Vereins „Jugend engagiert in Potsdam“ (JEP) belegt, dass die Stadt für fremdländisch aussehende Menschen schon vor der jüngsten Gewalttat nicht ungefährlich war. Beispiele: Im Januar 2005 wurde ein 29-jährigen Algerier nachts in der Innenstadt attackiert: Unbekannte zerschlugen eine Flasche auf seinem Kopf. Im Februar wurde im Neubaugebiet am Schlaatz ein junger Türke ebenfalls mit Glasscherben am Kopf verletzt. Die meisten der 29 Gewalttaten, die der JEP für 2005 dokumentierte, richteten sich jedoch gegen linksalternative Jugendliche – und sie geschahen im gesamten Stadtgebiet.

Potsdam sei bei Ausländern bisher beliebt gewesen, sagt Hala Kindelberger. „Migranten wollten nicht in die Brandenburger Provinz, sondern hierher, weil es viele Integrationsangebote und viel Kultur gibt.“ Jonas Friekmann vom Hilfeverein Opferperspektive sagt: „Potsdam ist nicht schlimmer als andere Städte. Solche Übergriffe sind nicht berechenbar.“ H.K.

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