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Berlin: In Spandau wohnt das Nagetier

Seit einigen Jahren gibt es Biber in Berlin. Jetzt wurde wieder einer überfahren

Der Weg zum leckeren Futter wurde dem Biber zum Verhängnis. Beim Überqueren der Haselhorster Rhenaniastraße wurde er jetzt nächtens von einem Auto erfasst und getötet. Kein Einzelfall, seit 1999 ließen hier bereits sieben Tiere der stark gefährdeten Art ihr Leben. Auf Drängen des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) will der Bezirk Spandau jetzt ein Nachtfahrverbot einrichten.

Seit Anfang der 90er Jahre leben wieder Biber in der Stadt. Sie sind nach dem Mauerfall aus dem Raum Oranienburg/Hennigsdorf havelabwärts gewandert, sagt Manfred Krauß vom BUND. Vier Biberburgen gibt es bereits im Bereich des Tegeler Sees und der Oberhavel. Begünstigt wurde die Rückkehr der Biber durch das Jagdverbot, natürliche Feinde besitzen sie kaum.

Weil die Biber fleißig Nachwuchs produzieren, wird es manchen Tieren in der Burg zu eng und sie begeben sich auf die Suche nach neuen Quartieren. Durch den Spandauer Schifffahrtskanal und die Spree sind sie bereits bis zur Schleuse Plötzensee gelangt. Besonderer Beliebtheit scheint sich bei ihnen auch der Bereich Haselhorst zu erfreuen. Am Rohrbruchteich finden sie ideale Bedingungen. Der jetzt getötete Biber hatte auf der Insel im Teich bereits mit dem Bau einer kleinen Burg begonnen.

Zum Verhängnis wird den Tieren, dass es dort nur wenig geeignete Nahrung gibt. Diese finden sie dagegen im Überfluss im Erlenbruch auf der anderen Seite der Rhenaniastraße. Bei Dunkelheit werden die nachtaktiven und behäbigen Biber von Autofahrern oft nicht oder erst zu spät erkannt und beim Überqueren der Fahrbahn überfahren. Die Unfälle drohen die Zahl der rund zwei Dutzend in Berlin lebenden Biber empfindlich zu reduzieren. Die Tiere sind in Berlin und Brandenburg vom Aussterben bedroht und deshalb streng geschützt.

Bereits im vergangenen Jahr hatte sich der BUND nach dem Tod des sechsten Bibers bei Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) und Baustadtrat Carsten Röding (CDU) für eine Teilsperrung der Rhenaniastraße ausgesprochen. Bisher allerdings ohne Erfolg. Jetzt wurde die Forderung erneuert. Bei der Senatsverwaltung verweist man auf die Zuständigkeit des Bezirks. Dort prüft man nun zumindest das Nachtfahrverbot, sagt Kulturdezernent Gerhard Hanke (CDU), der gegenwärtig den Baustadtrat vertritt. Eine ganztägige Sperrung gelte dagegen als problematisch,

Das Nachtfahrverbot wäre „eine grandiose Verbesserung“, sagt Biber-Experte Manfred Krauß. Allerdings müsse die Einhaltung auch durch eine entsprechende Überwachung sichergestellt werden. Hier gibt sich der BUND-Vertreter eher skeptisch. Besser wäre es, die Rhenaniastraße zwischen dem Bootshausweg und der Zufahrt zur Kolonie Haselbusch komplett stillzulegen. Die Erreichbarkeit der Anliegergrundstücke wäre so von beiden Seiten dennoch gewährleistet, für die BVG-Busse könnte eine Ausnahmeregelung gelten. Und um den Haselhorster Siedlungsbereich vom Durchgangsverkehr zu den Wasserstadt-Brücken zu entlasten, sei ohnehin vor einigen Jahren die Daumstraße als Umgehung ausgebaut worden.

Rainer W. During

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