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Berlin: In Teltow und Wildau sind die Mieten am höchsten

Städte profitieren von der Nähe zu Berlin – im Gegensatz zu Orten wie Eisenhüttenstadt. Dort sinkt die Bevölkerung um 40 Prozent.

Von Matthias Matern

Potsdam - Nicht nur in Berlin, auch rund um die Hauptstadt wird das Wohnen teurer. Zwar ist die Kluft zwischen den berlinnahen und den abgelegenen Regionen nicht gewachsen, doch die Unterschiede in Brandenburg sind nach wie vor groß. Während 2010 für eine Mietwohnung in Falkensee (Havelland) am westlichen Rand Berlins je Quadratmeter monatlich 5,22 Euro fällig wurden, waren es 80 Kilometer weiter westlich an der Grenze zu Sachsen-Anhalt in Premnitz nur 3,99 Euro. Am teuersten war es mit einer monatlichen Nettokaltmiete von 5,46 Euro in Teltow (Potsdam-Mittelmark), auf dem zweiten Platz liegt Wildau mit 5,25 Euro. Am niedrigsten waren die Mieten mit 3,70 Euro in Jüterbog (Teltow-Fläming). Das geht aus dem Marktmonitor 2011 des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hervor, der in dieser Woche in Berlin vorgestellt wurde.

Der Unterschied zwischen dem prosperierenden Berliner Umland und den strukturschwachen Randregionen blieb demnach aber im Vergleich zu 2009 mit einem Schnitt von 15 Prozent oder 63 Cent weitgehend stabil. Für die Analyse hat der BBU die Daten von rund 900 000 Verträgen zu 1,1 Millionen Mietwohnungen in der Region ausgewertet. In Brandenburg deckt der Verband eigenen Angaben zufolge rund 48 Prozent des landesweiten Mietwohnungsbestandes ab, in Berlin sind es etwa 41 Prozent. Während der Bericht für Berlin gegenüber 2009 einen deutlichen Anstieg der Mieten von 2,3 Prozent aufzeigt, legte der Preis pro Quadratmeter in Brandenburg nur um 1,4 Prozent zu. Im Landesschnitt betrug die monatliche Miete pro Quadratmeter damit 4,41 Euro. In Berlin waren es 2010 4,92 Euro.

Westlich von Berlin wie in Falkensee oder südlich wie in Teltow erreichen die Brandenburger Mietpreise sogar gehobenes Berliner Niveau. Während Kommunen fernab Berlins seit Jahren mit Abwanderung zu kämpfen haben, ist der Druck auf den Wohnungsmarkt im sogenannten Speckgürtel stetig gewachsen. Entsprechend hoch sind die Mieten. Dabei landete Potsdam 2010 mit 5,01 Euro je Quadratmeter nur auf dem landesweit vierten Platz. „Es steht für die große Attraktivität des Berliner Umlands, dass die Mieten hier mittlerweile teilweise über denen in Berlin liegen“, sagte BBU-Vorstandsmitglied Maren Kern gestern. Dabei profitierten Kommunen wie Teltow „extrem von der Nähe zu Berlin“, ergänzte BBU-Sprecher David Eberhart. Da die Stadt im Norden fast mit dem beliebten Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf zusammengewachsen sei, würden junge Familien dort bei der Suche nach Wohnraum häufig ohne zu zögern die Ländergrenze überschreiten. „Zudem hat Teltow mittlerweile eine guten Ruf, weil die Stadt in der Vergangenheit viel in die Lebensqualität investiert hat“, so Eberhart.

Trotz der landesweit enormen Unterschiede sieht Kern das Land Brandenburg rund 20 Jahre nach der Wende insgesamt auf einem guten Weg. Wachsende Haushaltseinkommen, weniger Haushalte von Arbeitslosengeldbeziehern und „vor allem aber endlich leicht rückläufige Wanderungsverluste“ machten Mut, so das BBU-Vorstandsmitglied. Dennoch müssten sich berlinferne Kommunen noch rund zwanzig Jahre lang auf einen Bevölkerungsrückgang einstellen. Allein in Eisenhüttenstadt werde die Einwohnerzahl bis 2030 noch um rund 37 Prozent zurückgehen, in Cottbus um etwa 16 Prozent. Teltow dagegen könne mit einem Zuwachs von rund 32 Prozent und Potsdam mit einem Plus von 19 Prozent rechnen, so Kern. Um die regionalen Unterschiede zumindest „einigermaßen auszugleichen“, müsse der Stadtumbau weitergeführt werden, leerstehende Häuser abgerissen und neue Spezialimmobilien wie Mehrgenerationenhäuser gebaut werden. Die Bundesregierung müsse sich deshalb „zur längst überfälligen Fortschreibung der Altschuldenhilfe“ bekennen, forderte Kern. Ansonsten käme der Umbau „geräuschvoll zum Erliegen“. Matthias Matern

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