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Berlin: In unmöglicher Mission

Der Ältestenrat des Bundestags lehnt es ab, dass Tom Cruise im Reichstag seinen neuen Film dreht. Ein Pro & Contra

„Mission Impossible III“ in der Reichstagskuppel, daraus wird wohl vorerst nichts. Der Ältestenrat des Bundestages hat es noch einmal bestätigt: Tom Cruise darf für seine neue Filmproduktion nicht im Reichstagsgebäude drehen. Damit bekräftigte das Gremium die Entscheidung des Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD). Seine Begründung: „Der Bundestag ist und bleibt ein besonderer Ort und soll nicht für kommerzielle Zwecke vermarktet werden.“

Dreharbeiten im Parlamentsgebäude erlaube man nur, wenn es einen unmittelbaren parlamentarischen Bezug gibt, etwa weil aktuell politisch berichtet wird. Die Serie „Politibongo“ des Kinderkanals, die parlamentarische Begriffe erklärt, wird sogar vom Bundestag teilfinanziert. Für „Mission Impossible III“ war eine Dialogszene in der Kuppel des Gebäudes geplant, die mit einem kleinen Team in der Sommerpause des Parlaments gedreht werden sollte. Der Dialog selbst hatte keinen inhaltlichen Bezug zum Haus. Drehs in repräsentativen Gebäuden gibt es weltweit immer wieder. So spielte Jodie Foster ihre Rolle in „Contact“ im amerikanischen Kongress, kürzlich gab UN-Generalsekretär Kofi Annan das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York für Dreharbeiten für den Film „The Interpreter“ mit Nicole Kidman frei.

Eine Produktion wie „Mission Impossible III“ würde bis zu 40 Millionen Euro in die Region Berlin-Brandenburg fließen lassen, schätzt man im Studio Babelsberg. Weltweit sehen rund 600 Millionen Menschen einen solchen Film – und damit auch den Reichstag. Das Filmstudio Babelsberg warnt vor einem Stimmungswechsel zu Ungunsten großer Filmproduktionen in Berlin. „Es ist für uns nie leicht, eine Produktion nach Babelsberg zu holen“, sagt Henning Molfenter, Produktionschef von Studio Babelsberg.

Susanne Kastner (SPD), Vizepräsidentin des Ältestenrates, kann diese Argumentation nicht verstehen: „Die Entscheidung für Babelsberg von einer Drehgenehmigung in der Reichstagskuppel abhängig zu machen, finde ich schräg.“ Sie unterstützt die Ablehnung des Drehs: „Das wäre ein Präzedenzfall. Mit welcher Begründung wollen Sie dann ,Tatort‘ ablehnen?“ Außerdem gehe es um die Würde des Hauses:. „Wir sind kein Spaßparlament, sondern ein Arbeitsparlament.“

Vor allem die FDP hatte den Dreh im Reichstagsgebäude unterstützt. Auch jetzt will FDP-Chef Guido Westerwelle nicht aufgeben. „Mich erinnert das an die Diskussion um die Verhüllung des Reichstages durch Christo. Zuerst gab es Widerstände gegen das Projekt und dann war es eine der erfolgreichsten Attraktionen der Stadt.“

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