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Nach dem Tod eines Babys durch Krankenhauskeime in der Charité ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft.

© dapd

Keime in der Charité: Infiziertes Baby außer Lebensgefahr

Eltern sind in Sorge: In Berlin starb ein Kind im Krankenhaus an Keimen, die Angaben zum Gesundheitszustand eines zweiten Babys sind widersprüchlich. Sind besonders schwache Frühchen nun in Gefahr? Bislang gibt es mehr Fragen als Antworten.

Nach dem Tod eines mit Darmbakterien infizierten herzkranken Säuglings ist ein weiteres infiziertes Baby in der Charité außer Lebensgefahr. Dem Frühchen, dem es am Sonntagabend noch sehr schlecht gegangen sei, gehe es jetzt besser, sagte Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) am Montag und bezog sich auf Angaben von Medizinern. Zuvor hatte es widersprüchliche Angaben gegeben: Von Lebensgefahr hatte eine Sprecherin der Charité gesprochen, später sagte eine andere Mitarbeiterin, es bestünde keine Lebensgefahr. Auch der Ärztliche Direktor der Charité, Ulrich Frei, sagte im Sender RBB Inforadio am Montag, der Zustand der Babys sei stabil. Ein Anruf in der Pressestelle durch den Tagesspiegel brachte keine Aufklärung: "Wir wissen nicht, ob ein Baby in Lebensgefahr ist oder nicht", sagte eine Mitarbeiterin.

Nach dem Tod des ersten Babys in Berlin, der durch eine Infektion mit Serratien-Keimen mitverursacht wurde, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung. Das Baby kam auf einer Station der Charité zur Welt. Die Ermittlungen richteten sich gegen unbekannt. Sie stünden ganz am Anfang, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Montag. Es soll geklärt werden, wie die Keime in die Klinik gelangten und ob daraus strafrechtliche Vorwürfe entstehen können.

Das Kind war mit einem Herzfehler geboren worden und nach einer Notoperation an einer Infektion mit Serratien-Keimen gestorben. Dafür war eine Kombination zweier Faktoren ursächlich: Im Zuge der Herz-OP wurden Medikamente gegeben, die das Immunsystem unterdrücken. Deshalb hatte der Körper des Babys der Infektion durch Serratien noch weniger entgegenzusetzen, als es ohne die OP der Fall gewesen wäre. In der Folge verstarb das Kind. Sieben weitere Kinder erkrankten, die Suche nach dem Infektionsherd läuft.

Aufgrund der widersprüchlichen Informationen sind die Eltern der sieben erkrankten Frühchen in großer Sorge. Ein Vater, dessen Kind zu den Erkrankten gehört, bemängelte die widersprüchlichen Informationen.

Die Suche nach dem Herd der Infektion geht unterdessen weiter. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Gesundheitsamtes Berlin-Mitte wurde gebildet. Das Team werde die Lage analysieren und weitere Schritte beraten, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung. Vertreter der Charité, des Robert Koch-Instituts, des Landesamtes für Gesundheit und Soziales und der Senatsverwaltung für Gesundheit wollten am Nachmittag erstmals zusammentreten.

Erwartet wurde, dass sich Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) sowie Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zu den Vorfällen noch am Montag äußern würden. Die Charité gehört als Uni-Klinikum zum Verantwortungsbereich von Scheeres. (Tsp, dpa)

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