zum Hauptinhalt

Informationsveranstaltung für Anwohner: Bürger protestieren gegen geplante Baumfällungen am Landwehrkanal

Am Landwehrkanal sollen fünf Bäume zugunsten einer Kanalerweiterung gefällt werden. Bei einer Informationsveranstaltung für Anwohner gab es wütende Zwischenrufe - aber auch ein überraschendes Ende.

Die Lager waren klar verteilt, als es bei einer Informationsveranstaltung am Mittwochabend um die Pläne ging, am Landwehrkanal fünf Bäume zu fällen: Auf der einen Seite standen die vier Vertreter der Berliner Wasserbetriebe, flankiert vom Umweltstadtrat des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Hans Panhoff (Die Grünen). Sie informierten über ein Bauvorhaben, das eigentlich schon beschlossen war. Auf der anderen Seite: die Anwohner der Lausitzer Straße, die Fällungen in ihrer Straße und am Landwehrkanal verhindern wollen und sich übergangen fühlen.
Kay Joswig von den Berliner Wasserbetrieben erklärte das Vorhaben mit einer Präsentation. Um die Wasserqualität im Kanal zu verbessern, soll der vorhandene 220 Meter lange sogenannte Regenüberlaufkanal in der Lausitzer Straße um einen Meter verbreitert werden und somit mehr Wasser speichern können. Das ist Joswig zufolge gut für den Landwehrkanal: Dann muss seltener ungereinigtes Wasser eingeleitet werden. Dafür müssen allerdings fünf Linden am Ufer des Kanals gefällt und sieben Bäume – fünf Spitzahorne und zwei Winterlinden – entlang der Lausitzer Straße zugeschnitten werden.
Genau um diese zwölf Bäume geht es: Einige Anwohner – Mitglieder der Bürgerinitiative „Bäume am Landwehrkanal“ – beklagten, zu spät über das Projekt informiert worden zu sein. „Das ist eine Farce, eine Frechheit! Wir sind doch nicht dumm!“, rief einer aus dem vollen Saal. Ungefähr 60 bis 70 Interessierte waren gekommen.

Schließlich aber kam es doch zu einer Annäherung beider Lager. Zwei Mitglieder des Abgeordnetenhauses, Marion Platta (Linkspartei) und Dirk Behrendt (Grüne), stellten einen Dringlichkeitsantrag vor, den ihre Parteien zusammen mit den Piraten einbringen wollen, um die geplanten Maßnahmen doch noch einmal prüfen zu lassen. Dafür bekamen sie dann schließlich sogar die Zusage der Wasserwerker, die für Anfang nächster Woche angesetzten Fällarbeiten noch um eine Woche aufzuschieben.

Trotzdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass am Ende die Bäume stehen bleiben. Achim Appel, der Vorsitzende der Bürgerinitiative, wäre erstaunt, wenn es überhaupt zu einer Prüfung kommt, „dennoch haben wir ein Teilziel für die Anwohner erreicht. Und auch die Umgangsweise miteinander hat sich erstaunlich verändert“. Vielleicht lag es daran, dass die Aufgebrachtesten unter den Diskutanten im Laufe der etwa vierstündigen Veranstaltung das Kino schon verlassen hatten. Am Ende des Abends standen alle übrigen Anwesenden gemütlich zusammen an der Bar.

Lena Appel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false