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Integration: Kiezmütter für Wedding

Türkische und arabische Frauen sollen Einwandererfamilien im Brunnenkiez besuchen und beraten. Das Projekt profitiert von den Erfahrungen der "Stadteilmütter" in Neukölln.

Einer nach der anderen wird eine rote Umhängetasche gereicht, unter Applaus, als wäre die Tasche ein Preis. „Brunnenkiezmütter“ steht darauf in schwarzen Buchstaben. Die zehn Damen mit exotischen Namen, manche auch mit Kopftuch, sind Teil eines Pilotprojekts im Weddinger Brunnenkiez. Als künftige Arbeiterinnen am sozialen Wandel sollen sie in den Taschen muttersprachliche Informationsbroschüren transportieren und sie Migrantenfamilien bei Hausbesuchen mitbringen.

Das preisgekrönte Vorbild für das Projekt stammt aus dem Süden Berlins: „Die Neuköllner haben die Stadtteilmütter, der Wedding die Brunnenkiezmütter“, sagte Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) bei der Präsentation des Vorhabens. „Dieser Stadtteil ist besonders benachteiligt, für die Kinder hier gibt es keine Chancengleichheit.“ Das müsse sich ändern, nicht zuletzt mithilfe der türkisch- und arabischsprachigen Kiezmütter. Er hofft, dass die Frauen leichter einen Zugang zu den Einwandererfamilien finden, weil sie ihre Herkunft teilen. Im Juli sollen die Kiezmütter ihre Ausbildung abschließen – und losziehen. Jede werde sich anfangs auf eine Familie konzentrieren, die sie zehn Mal zu Hause besucht und über Fragen der Erziehung, Ernährung oder den Umgang mit sexuellen Problemen aufzuklären versucht.

Die Idee ist einfach, doch die Umsetzung war kompliziert. Gefördert wird das Projekt vom Quartiersmanagement, eingebunden sind auch Schulen und drei örtliche Träger: die Pfefferwerk Stadtkultur, die Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen und das Sven-Walter-Institut. 54 000 Euro stehen in der Pilotphase bis Ende 2010 zur Verfügung. Die Brunnenkiezmütter profitieren von den Erfahrungen ihrer Kolleginnen aus Neukölln: Um auch mit schwierigen Familien zurechtzukommen, in denen es zum Beispiel Probleme mit Gewalt gibt, sollen die Frauen weiter geschult werden. Auch soll für sie wie in Neukölln ein Sprechstundenraum an Schulen eingerichtet werden. 

Ferda Ataman

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