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Berlin: Integration sponsern

Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) fordert bürgerliches Engagement

Gibt es Parallelen zwischen den Krawallen in Frankreich und der Situation in Berlin? Matthias Oloew sprach darüber mit Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Was ist zu tun, damit solche Krawalle nicht in Berlin stattfinden?

Die Situation in Berlin ist mit Paris nicht zu vergleichen. Wir können hier für die Integration ganz praktisch etwas tun. Zum Beispiel, indem wir dafür sorgen, dass schon lange in Berlin lebende Migrantinnen junge Mütter beraten, ihr Kind in einer Kita betreuen zu lassen. Die Menschen müssen erleben, dass sie hier eine Chance haben, dass sie gewollt und gewünscht sind.

Die Botschaft kommt in Gebieten mit hohem Migrantenanteil offenbar nicht an, wie die Unruhen zeigen.

Hier in Berlin haben wir keine Unruhen. Das liegt unter anderem an der völlig anderen städtebaulichen Situation. Hier gibt es keine schwierigen Großsiedlungen am Rande der Stadt…

…dafür aber im Zentrum, in Neukölln oder Wedding.

Auch hier haben wir keine ghettoähnlichen Zustände. In Kreuzberg zum Beispiel leben in der dritten oder vierten Generation Migranten, die typische Berliner sind, auch wenn sie eine andere ethnische Herkunft haben.

Es gibt mittlerweile Straßenzüge, in denen kaum noch ein Deutscher wohnt. Wie lässt sich das aufbrechen?

Sollten wir das überhaupt tun? Wir können den Menschen nicht vorschreiben, wo sie wohnen sollen. Kritisch wird es erst, wenn die Menschen nur negative Erfahrungen machen. Denken Sie nur an die „Little Germanies“, die Anfang des 19. Jahrhunderts in vielen Städten der USA existierten.

Trotzdem droht in diesen Vierteln die soziale Situation zu kippen.

Deshalb kommt es in den einzelnen Gebieten darauf an, dass wir entsprechende Angebote machen, zum Beispiel Schulen mit einem besonderen Profil.

Wie sollte das aussehen?

Eine Schule in Wedding oder Neukölln könnte, unterstützt durchs Quartiersmanagement, Theater- oder Tanzkurse anbieten, in denen die Jugendlichen nicht nur etwas lernen, sondern auch Selbstbewusstsein erwerben und nebenbei auch ihre Sprachkompetenz stärken. Wenn sie sich dann akzeptiert fühlen, sind wir in der Integration ein gutes Stück vorangekommen.

Noch mehr würde der Senat mit Jobs für die jugendlichen Migranten erreichen.

Wir können mit dem Programm der „sozialen Stadt“ nicht präventiv das Problem der Arbeitslosigkeit lösen, aber wir können die Jugendlichen dabei unterstützen, dass sie sich Fähigkeiten erwerben, die es ihnen leichter machen, später einen Ausbildungsplatz zu finden.

Reicht das als Perspektive?

Das reicht nicht, aber es ist ein wichtiger Baustein.

Wie soll das praktisch funktionieren?

Auch durch bürgerschaftliches Engagement. Ich kenne ein Beispiel: Ein Investor kümmert sich um die Planung und Bauleitung zum Aufbau eines Sporttreffs, beispielsweise eines Boxzentrums. Die Baukosten trägt der Fonds des Quartiersmanagements, der Rest kommt von Sponsoren.

Damit haben die jugendlichen Migranten aber immer noch keinen Ausbildungsplatz.

Aber vielleicht können sie auf diese Weise Kontakte knüpfen und sie haben eine positive Erfahrung gemacht, die dazu führt, dass sie sich zu unserer Gesellschaft zugehörig fühlen.

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