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Integrationsförderung: Gesellschaftskunde für Berliner Imame

Muslimische Geistliche in Berlin sollen vom kommenden Jahr an gezielt für die Arbeit in ihren Gemeinden vorbereitet und weitergebildet werden. Durch dieses Förderangebot soll die Integration der Muslime unterstützt werden.

Nach Angaben des Berliner Integrationsbeauftragten Günter Piening und der Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus sollen den Imamen in 32 Wochen unter anderem Themen wie die Geschichte Berlins, das politische System Deutschlands, Grundlagen von Bildung, Ausbildung und Familie, von Sozialsystem und Altersvorsorge nahegebracht werden. Spielhaus, Mitorganisatorin des Islamforums, sagte: "Die Imame kommen mit einer theologischen Ausbildung aus dem Ausland und werden dann hier mit Alltagsfragen konfrontiert. Davon fühlen sie sich oft überfordert."

Während der Weiterbildung, die die Integration der Muslime in Berlin fördern soll, sollen die Imame immer wieder mit Menschen zusammenkommen, die Berlin gestalten. Zum Kursprogramm werden daher Besuche im Abgeordnetenhaus oder bei Beratungsstellen gehören. "Damit wollen wir ihnen auch die Möglichkeit geben, Kontakte und Netzwerke aufzubauen", erklärte Spielhaus.

Der Wunsch nach einer solchen Weiterbildung sei stark von den muslimischen Gemeinden ausgegangen. Deren Vertreter hätten betont, dass der Aufbau von Ausbildungsangeboten für Moscheepersonal an staatlichen Universitäten einige Jahre dauern werde. So lange wollten sie nicht warten, sondern die Kompetenz der Geistlichen möglichst schnell weiter stärken. Die Finanzierung des Angebots ist noch nicht endgültig geklärt. Piening betonte jedoch, dass der Bund, das Land und Stiftungen bereit seien, das Projekt zu unterstützen. Piening: "Am Geld wird dieser Plan nicht scheitern."

Berliner Islamforum zieht positive Zwischenbilanz

Knapp zwei Jahre nach Gründung des Forums zogen Piening und Spielhaus eine positive Bilanz. "Es ist der wichtigste Ort des Austausches zwischen staatlichen Einrichtungen und muslimischen Gemeinden geworden", sagte Piening. Spielhaus wies auf einen Bewusstseinswandel zu mehr Öffnung und Transparenz in vielen Gemeinden hin. Teilweise gebe es aber noch spürbare Unsicherheit. So wüssten manche Gemeinden nicht, was von ihnen an Transparenz gefordert würde. Missverständnisse gebe es auch, wenn Behörden etwa die Förderung von Projekten muslimischer Vereine ablehnten. Spielhaus: "Das wird dann teilweise als Ablehnung des Vereins interpretiert. Tatsächlich sind aber oft einfach die formellen Voraussetzungen für eine Unterstützung nicht gegeben."

Auf der anderen Seite seien auch Gesprächspartner der Muslime oft unsicher, ob sie durch eine Kooperation eventuell islamistische oder demokratiefeindliche Bestrebungen unterstützen. Das Forum legte einen Leitfaden vor, der die Diskussion versachlichen soll und Voraussetzungen und Möglichkeiten für Kooperationen beschreibt. Dort wird als ein Kriterium für eine mögliche Zusammenarbeit "Offenheit und Transparenz nach außen" genannt. Es müsse für Außenstehende nachvollziehbar sein, welche Aktivitäten in dem Verein stattfinden. Als "eindeutiges Ausschlusskriterium für jegliche Kooperation" gelten die "Verherrlichung von Gewalt, die Infragestellung der Trennung von Staat und Religion und die Ablehnung von Teilen unserer Verfassung". (mit ddp)

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