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CDU-Fraktionschef Florian Graf

© dapd

Interview: „Mit dem Vorsitz nicht vereinbar"

CDU-Fraktionschef Florian Graf über Platzecks überraschende Hinwendung zum strikten Nachtflugverbot.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Herr Graf, wie bewerten Sie Matthias Platzecks Schwenk bei den Nachtflügen?

Ich halte diesen Schwenk von Herrn Platzeck für unverantwortlich. Es geht beim Flughafen jetzt darum, die wirtschaftlichen Perspektiven nicht aus den Augen zu verlieren – die internationale Anbindung, die wirtschaftliche Kraft, die der Flughafen entfalten soll. Das ist nicht möglich, wenn wir das Nachtflugverbot über die Vorgaben des Bundesverwaltungsgerichts hinaus ausdehnen.

Soll er den Aufsichtsratsvorsitz wieder aufgeben?

Ja, das wäre die richtige Konsequenz. Es ist einfach nicht möglich, einerseits glaubhaft für die wirtschaftlichen Interessen des Flughafens einzutreten und andererseits ein längeres Nachtflugverbot zu fordern. Offenbar hat er sich dafür entschieden, vorrangig Brandenburger Interessen zu vertreten. Diese Position ist dann aber mit der eines Aufsichtsratsvorsitzenden nicht vereinbar.

Wen würden Sie denn für diesen Posten präferieren?

Die Berliner CDU war ohnehin sehr skeptisch, als Herr Platzeck den Vorsitz übernommen hat. Jetzt sind erstmal die drei Gesellschafter gefragt.

Wie wäre es mit dem früheren Frankfurter Flughafen-Chef und zukünftigen Chefberater Wilhelm Bender?

Eine Persönlichkeit wie Herr Bender, der – wie er bereits bewiesen hat – in der Lage ist, versiert und zielorientiert Lösungen umzusetzen, wäre genau richtig.

Wer muss da jetzt einen Vorstoß machen? Herr Wowereit? Der Bund?

Der Regierende Bürgermeister Wowereit hat schon klare Worte gefunden. Ich erwarte, dass er für das Land Berlin im Benehmen mit dem Bund nun für Klarheit im Aufsichtsrat sorgen wird, dass der Flughafen seine Wirtschafts- und Wachstumskraft auch entfalten kann.

Für die Motive von Herrn Platzeck als brandenburgischer Landesvater haben Sie keinerlei Verständnis?

Da ist anscheinend viel Populismus im Spiel. Ihm geht es offenbar nur noch darum, seine Wahl in Brandenburg im Auge zu halten. Lärmschutz ist gut und richtig und wird auch gewährleistet. Dem Aufsichtsratsvorsitzenden Platzeck muss es aber darum gehen, den Flughafen und dessen Perspektive im Auge zu behalten. Und er hat diesen Job doch gerade erst angenommen.

Ein Blick nach Tegel. Reichen die beschlossenen 20 Millionen Euro für die Ertüchtigung aus?

Mein Eindruck ist, dass diese Mittel nicht ausreichen werden, um den Flughafen Tegel mindestens bis zur Eröffnung des BER leistungsfähig auszustatten. In Fachkreisen der CDU belaufen sich Berechnungen auf bis zu 50 Millionen Euro.

Das Interview führten Werner van Bebber und Ulrich Zawatka-Gerlach

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