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Berlin: Islam-Unterricht: Großer Zuspruch in Wedding

Erfolgreich ist die erste Schulwoche für die Islamische Föderation zu Ende gegangen: 38 Zweitklässler wurden an der Weddinger Rudolf-Wissell-Grundschule zum Islam-Unterricht angemeldet. Dies sind immerhin 40 Prozent der moslemischen Kinder.

Erfolgreich ist die erste Schulwoche für die Islamische Föderation zu Ende gegangen: 38 Zweitklässler wurden an der Weddinger Rudolf-Wissell-Grundschule zum Islam-Unterricht angemeldet. Dies sind immerhin 40 Prozent der moslemischen Kinder. Der Türkische Bund sprach gestern von einer "Katastrophe". Jetzt müsse schnellstens ein staatlich verantwortetes Fach Islamkunde als Alternative angeboten werden, damit die umstrittene Organisation nicht noch mehr an Einfluss gewinne.

Weniger Resonanz als in Wedding gibt es allerdings an der Kreuzberger Fichtelgebirge-Grundschule. Hier lagen gestern erst sieben Anmeldungen vor. Als Grund für die Zurückhaltung der Eltern sieht die Föderation das Verhalten der Schule: Anders als in Wedding habe man die Vertreter der Föderation am Montag nicht in die Klassen gelassen und Anmeldeformulare nur im Sekretariat verteilt. Schulleiterin Annette Spieler wies gestern darauf hin, dass sie sich lediglich an die Vorschriften gehalten habe, die für alle Religionsgemeinschaften gelten.

An der Wissell-Grundschule gibt es vier zweite Klassen mit insgesamt 120 Schülern. Rund 100 sind nicht deutscher Herkunft. Mit den 38 Kindern können laut Schulverwaltung zwei Lerngruppen gebildet werden, die je zwei Stunden Islam-Unterricht erhalten. Dieser Unterricht muss nachträglich in die Stundenpläne "eingebaut" werden. An der Kreuzberger Fichtelgebirge-Schule wird voraussichtlich nur eine Gruppe zustande kommen. Am kommenden Mittwoch wollen die Schulen mit dem Landesschulamt das weitere Vorgehen bereden. Laut Wissell-Schulleiter Wolfgang Gunkel kann der Unterricht sofort beginnen.

Die Föderation will ihr Angebot in Zukunft auch auf weitere Klassenstufen und Grundschulen ausdehnen. Deshalb drängt der Türkische Bund jetzt verstärkt auf die Einführung des bekenntnisneutralen Faches Islamkunde. Damit es bei den moslemischen Familien auf Akzeptanz stoße, dürfe es aber zumindest anfangs nicht von deutschen Lehrern erteilt werden, forderte gestern der Vorsitzender Safter Cinar. Außerdem müsse die Schulverwaltung Gutachten von anerkannten Islam-Experten einholen, bevor die bereits im Entwurf fertigen Rahmenpläne umgesetzt würden. Wie berichtet, hält Schulsenator Klaus Böger (SPD) es für möglich, schon im kommenden Schuljahr mit der Islamkunde zu starten.

Schulleiter Gunkel reagierte gestern gelassen auf die Anmeldeflut an der Wissell-Schule. Der neue Islam-Lehrer habe dem Kollegium zugesagt, dass er sich "für die Belange der Schule" einsetzen werde. Dies bedeute, dass er die Kinder nicht gegen Sexualkunde oder gemeinsamen Schwimmunterricht von Jungen und Mädchen beeinflussen werde. In der Föderation gibt es allerdings auch andere Stimmen. Vorstandsmitglied Burhan Kesici etwa sagt, dass er Geschlechtertrennung beim Schwimmen für richtig hält. Aber er betont, dass man diese Entscheidung den Familien selbst überlasse. In der Praxis sieht es so aus, dass es in Einzelfällen bereits seit Jahren Abmeldungen vom Schwimmunterricht gibt. Wenn die Schulen dies nicht akzeptieren, kommt es schon mal vor, dass die Eltern ärztliche "Atteste" vorlegen.

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