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Berlin: Ist Rot-Rot auch noch am schlechten Wetter schuld?

Pünktlich zum Mentalitätswechsel (der Regierende Bürgermeister hat den gerade angekündigt) macht uns das Wetter auch nichts mehr vor. Am Anfang steht der Mut zur Wahrheit, der Mut, die Probleme beim Namen zu nennen , sagte Klaus Wowereit in seiner Regierungserklärung.

Von David Ensikat

Pünktlich zum Mentalitätswechsel (der Regierende Bürgermeister hat den gerade angekündigt) macht uns das Wetter auch nichts mehr vor. Am Anfang steht der Mut zur Wahrheit, der Mut, die Probleme beim Namen zu nennen , sagte Klaus Wowereit in seiner Regierungserklärung. Also gut: Es ist Winter, da fällt Schnee. Da rauschen Tiefs vom bitterkalten Nordatlantik bis nach Skandinavien, das derzeitige heißt Zarah, und gestern war es ein schonungsloser Tiefausläufer, der es hat stürmen und schneien lassen.

Sagen wir es ganz offen: Am Vormittag lagen bis zu fünf Zentimeter Schnee, Verwehungen waren noch viel höher, Busse blieben stecken, Straßenbahnen kamen nicht weiter, 17 Flüge ab Tegel wurden gestrichen, etliche verspäteten sich, allein am Vormittag gab es 500 Autounfälle in der Stadt (ohne Schnee und Regen sind es in der selben Zeit um die 80). Der Verkehr rollte so langsam, dass es zum Teil Stunden dauerte, bis man die Innenstadt durchquert hatte. Klar, Wowereit warnt: damit ist keinem geholfen, das vertieft die Spaltungen und schadet der Einheit . Andererseits berichteten Autofahrer von einem völlig neuen Fahrgefühl. Entschleunigung, Zeit fürs Gespräch mit der Freisprecheinrichtung, Konzentration auf den Kulturfunk, es geht schließlich um einen Mentalitätswechsel, der dem Neuen eine Chance gibt (© K.W.).

Die Berliner Stadtreinigung war mit 550 Rä um- und Streufahrzeugen unterwegs und ein jeder der Räumer und Streuer trug die Worte seines Regierenden im Herzen: Jetzt stellen sich alle dem Problem und suchen gemeinsam nach Lösungen. Sicher, sie räumten und streuten nicht ü berall zur rechten Zeit. Aber: Visionen sind in dieser Stadt zu häufig mit Illusionen verwechselt worden .

Auch der Frühlingseinbruch vor wenigen Tagen war eine solche Illusion. Jetzt gilt: Wir bauen keine Wolkenkuckucksheime in den Himmel der Zukunft. Der Himmel der nächsten Zukunft bleibt bedeckt. Mit bemerkenswerter Offenheit, ohne jede Beschönigung stellte die Sprecherin des Wetterdienstes klar: Bis zur Wochenmitte bleiben wir unter Tiefdruckeinfluss, es bleibt stürmisch, wechselhaft und kühl, bis Ende März ist das ganz normal. Immerhin: Am Wochenende soll es nicht mehr dauerschneien, hin und wieder werden Schnee- und Regenschauer vom Himmel der Zukunft herabrieseln.

An Hiobsbotschaften gewöhnt, den Realitäten entschlossen ins Antlitz blickend beherzigen wir dennoch die Worte von Klaus Ich-eigne-mich-nicht-zum-Jongleur-von-Seifenblasen Wowereit: Die wichtigste Aufgabe ist es, ein Klima zu schaffen, wo Investoren sagen: Seht her, es gibt Bewegung in Berlin. Da lohnt es sich einzusteigen.

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