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Luxusgut schlechthin: die Super-Yacht.

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It’s all about the money, money, money!: Es nützt nur den Super-Reichen, wenn niemand übers Geld spricht!

Auf der diesjährigen Digitalmesse Re:publica geht’s ums liebe Geld. Zeit wird’s, dass der Spruch „Über Geld spricht man nicht“ der Vergangenheit angehört. Unfair verteilter Reichtum gehört aufgedeckt.

Ein Kommentar von Julius Betschka

Das liebe Geld ist an deutschen Esstischen, das ist nichts Neues, ein Tabu. Nur die Hälfte der Deutschen etwa spricht mit dem Ehepartner offen über Finanzen, vor einigen Jahren war die Zahlen noch schlimmer. Der Satz „Über Geld spricht man nicht“ wohnt mietfrei in den Köpfen der Deutschen.

Vielsagend ist ja, wie das Sprichwort oft fortgeführt wird: „Geld hat man.“ Und schweigt eben drüber. Das Problem: Besonders Reiche unterschätzen laut Studien oft ihren Reichtum und geben sich so als Angehörige der Mittelschicht aus, während besonders Arme sich als Mittelschichts-Angehörige sehen, obwohl sie keine sind. Das Schweigen verdeckt die Ungleichheit.

Auf der Digitalmesse Re:publica dreht sich auch deshalb dieses Jahr alles um: Cash. Wo kommt das Geld her? Wo fließt es hin? Wer hat es, wo sammelt es sich? Wo wird Geld sinnvoll investiert? Die Aufmerksamkeit sichern sich Organisatoren kurz vor dem nächsten Hitze-Sommer mit einem simplen Zusammenhang: Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung sind für 50 Prozent des CO₂-Ausstoßes verantwortlich. Da können alle anderen noch so oft mit dem Fahrrad zur Arbeit strampeln.

Ergänzen könnte man einen weiteren Fakt: Deutschland ist in der EU eines der Länder mit der höchsten ökonomischen Ungleichheit. Auch, weil wir so ungern übers Geld reden? Die österreichische Millionen-Erbin Marlene Engelhorn will das ändern.

Engelhorn wird so viel erben, dass sie nie im Leben einer Erwerbsarbeit nachgehen müsste. Denn andere Menschen arbeiten dafür, dass ihr Geld Rendite abwirft: in Fonds, Immobilien, Unternehmensanteilen. Jedes Jahr, rechnet Engelhorn am ersten Messetag vor, würden in Deutschland 400 Milliarden Euro vererbt und nur zwei Prozent davon landeten beim Staat. Die beiden reichsten Familien in Deutschland besäßen mehr Geld als die ärmere Hälfte des Landes. Dass Reiche dafür auch mehr arbeiteten als Arme, ist eh längst widerlegt.

Siehe da: Kaum spricht jemand die irre Ungleichheit im Land deutlich aus, fühlt man sich doch plötzlich ganz so, als sollte das in einer sozialen Marktwirtschaft nicht so sein. So, das ist eines dieser Buzzwords aus der Zeit der Finanzkrise, entfesselt. Wem kommt also das Schweigen zugute? Es sind die, die viel haben, die Super-Reichen. Sie machen sich bestenfalls beliebt mit Spenden für Dinge, die sie wichtig (oder eben lukrativ) finden. Oh, danke!

Es wird deshalb Zeit, dass wir mehr übers Geld sprechen. Beim Abendbrot mit dem Partner, im Unternehmen mit den Kolleginnen, mit dem Chef im Betrieb über die Gehaltsstruktur. Vielleicht wird die ein oder andere aufgedeckte Ungleichheit wütend machen. Aber Wut ist ja oft ein erster kleiner Schritt in Richtung Lösung. In Anlehnung an den alten Kracherhit „Pricetag“: It’s all about the money, money, money! Reden wir endlich drüber.

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