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Leckeres aus der Mark zum zwanzigsten Mal. In der Brandenburghalle kann man unzählige Wurst- und Schinkensorten testen.

© Guenter Peters

Grüne Woche: Jetzt geht es um die Wurst unterm Funkturm

Auf der Grünen Woche feiern 300 Aussteller in der Brandenburghalle Jubiläum: Es gibt mehr Köstlichkeiten und Ausflugstipps denn je.

Zuerst eine Salami mit Ananas, Mango und Kokos aus Wusterhausen, dann ein Gläschen Kräuterlikör „Halb so wild“ aus Krummensee, ein Becher Chicorée-Eis vom Landgut Pretschen und zum Schluss ein mit Spargelsoße gemischtes Bier aus Neuzelle. Wer all diese Neuheiten in der Brandenburghalle der Grünen Woche probieren will, braucht eine gute Konstitution. Doch die Besucher werden sich auch diesmal wieder mit Vergnügen durch die Geschmacksproben kämpfen, zumal bei den Brandenburgern noch am ehesten die begehrten kostenlosen Häppchen zu ergattern sind. Zwischen all den Köstlichkeiten liegt aber auch viel bunt bedrucktes Papier. Darauf finden sich Adressen von Pferdehöfen, Schlosshotels, Rad- und Kanutouren oder Einladungen in Hofläden, zu Landpartien und Erntefesten. Diesmal mehr denn je. Denn die märkischen Aussteller feiern Jubiläum: 1993 hatte das Land auf der Grünen Woche erstmals eine eigene Halle.

Noch bis in die späten 90er Jahre war das alljährliche Gastspiel der Brandenburger Landwirte auf der Messe für viele Berliner und ihre Kinder ein seltenes Erlebnis. Doch inzwischen ist das Umland vertrauter geworden. Etliche Höfe laden unter dem Motto „Land erleben“ auch selbst nach draußen in ihre Hofläden und Ställe ein, vor allem im Juni zur schon traditionellen „Brandenburger Landpartie“. Aber sie kommen auch weiterhin gerne in die Stadt, um auf der Grünen Woche für all diese Angebote kräftig zu werben.

Rund 300 Aussteller sind im zwanzigsten Jahr in der Brandenburghalle. Die 640.000 Euro, die sich das Land seinen diesjährigen Messeauftritt kosten lasse, seien „gut angelegtes Geld“, sagte Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) beim Rundgang am Donnerstag. Weitere 266.000 Euro steuern die einzelnen Aussteller bei. Einige sind sogar schon seit 1993 dabei.

Wie potenzielle Ausflügler „geködert“ werden, zeigt der gemeinsame Stand der Agrargenossenschaft Ranzig bei Beeskow und des Tourismusverbandes Oder-Spree-Seenland. Während die Landwirte über die Vorzüge ihrer regionalen Produkte berichten und dazu eine gemeinsam mit der Freien Universität Berlin (FU) entwickelte Wurstpraline reichen, werden zugleich touristische Neuheiten präsentiert. „Passend zum Friedrich-Jahr stellen wir unter anderem eine Königstour durchs Oderbruch vor“, sagt Verbandschefin Ellen Rußig. „Radler können in zwei Tagen eine herrliche Landschaft erleben und dabei kulinarische Spezialitäten kosten."

Friedrich II. hat offenbar eine ganze Reihe von Ausstellern an langen Winterabenden inspiriert. Die Confiserie Felicitas aus Hornow in der Lausitz bietet den König in „feinster Schokolade nach dem belgischem Reinheitsgebot“ an. „Die Figuren werden in aufwendiger Detailarbeit dekoriert und anschließend mehrlagig gegossen“, erklärt Firmenchefin Goedele Matthyssen. Mit ihrem gleichfalls aus Belgien stammenden Mann Peter Bienstman hat sie 1992 eine ehemalige LPG-Küche in eine Schokoladenwelt verwandelte. „Beim Vernaschen garantieren wir auch beim Alten Fritz den typischen Knackeffekt“, verspricht die umtriebige Unternehmerin, die natürlich auch touristische Programme offeriert.

Ganz tief in die Geschichte eingetaucht ist der Chef der Potsdamer Gaststätte „Die Tenne“, Björn Franke. Er serviert im halleneigenen Kochstudio „Kartoffeln in Weinbrühe und Steinpilzen“ nach einem friderizianischen Küchenzettel. Allerdings hätten die königlichen Köche mit sehr viel Pfeffer und Muskat gearbeitet. Das habe er etwas abgeschwächt. Aus Potsdam kommt auch „Wildschwein in Braunbier“ und „Gepökelter Wildschweintafelspitz“. Dazu preist Braumeister Jörg Kirchhoff von der Braumanufaktur Forsthaus Templin am Rande Potsdams seine Bio-Biere an. „Wir sind zum neunten Mal dabei und längst rechnet sich unser Stand“, sagt Kirchhoff. Viele Messebesucher finden später den Weg in seinen Biergarten über dem Templiner See.

Überhaupt scheint Potsdam auch ein großes Dorf zu sein. „Ein Drittel der Fläche wird landwirtschaftlich genutzt“, heißt es am Gemeinschaftsstand. Das sei Spitze unter den Landeshauptstädten. Allerdings löst sich das Rätsel beim Nachfragen auf. Die 30 Agrarbetriebe arbeiten vorwiegend in den eingemeindeten Orten wie Marquardt oder Satzkorn.

Nicht nur kulinarisch, sondern auch zoologisch fallen die Brandenburger diesmal auf. In der Tierhalle dürfte im Jubiläumsjahr der gemeinsame Auftritt der Stuten der amerikanischen Miniaturrasse aus Neustadt/Dosse und der mächtigen Pferde der englischen Rasse Shires aus Schenkendorf bei Königs Wusterhausen zu den Höhepunkten zählen.

Während die einst als Spielkameraden für die Kinder an europäischen Königshäusern gezüchteten Mini-Pferde nur eine Rückenhöhe von kaum mehr als 86 Zentimetern aufweisen, kommen die Shires auf stolze 2,05 Meter. Letztere können auch in Reiterferien vor Ort entdeckt werden. Und es fehlt natürlich auch bei diesen Auftritten nicht an entsprechend vielen Prospekten.

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