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Berlin: Jetzt kommen die Hartz-Briefe

Bundesagentur versendet die ersten Bescheide. Telefonaktion des Tagesspiegel an diesem Montag

Zu Beginn der Woche werden die ersten Bescheide zum Arbeitslosengeld II verschickt. Viele Arbeitslose haben dann Gewissheit, wie hoch ihre Unterstützung sein wird. Gerade bisherige Bezieher von Arbeitslosenhilfe werden wissen, welche Einbußen sie vom kommenden Jahr an haben und ob sie überhaupt Arbeitslosengeld II erhalten. Ursprünglich wollte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg erst Mitte Dezember mit der zentralen Versendung beginnen. Wie viele Bescheide in dieser Woche für Berlin schon fertig sind, kann Olaf Möller, Sprecher der Regionaldirektion, noch nicht sagen.

Während also die ersten Langzeitarbeitslosen den Bescheid in der Hand halten werden, haben noch längst nicht alle angeschriebenen rund 260 000 bisherigen Sozialhilfe- und Arbeitslosenhilfeempfänger ihre Anträge eingereicht. Bei den Arbeitsagenturen sind erst knapp drei Viertel der Formulare wieder zurückgekommen. Bei den Sozialämtern sieht es noch schlechter aus. Erst gut die Hälfte der Anträge ist abgegeben – überwiegend fehlerhaft. Im größten Sozialamt der Stadt, in Neukölln, etwa ist nur jeder zehnte eingereichte Antrag fehlerfrei. Es dauert derzeit nicht nur Zeit, die Daten zur Berechnung einzugeben, sondern auch die Anträge und notwendigen Unterlagen zu vervollständigen.

Bei den Beratungsstellen, die beim Ausfüllen der Formulare helfen, weiß man dies. Beim DGB in der Keithstraße etwa, der im Auftrag der Arbeitsagentur Mitte berät, veranschlagt man pro Fall rund zwei Stunden. Wer bei dem Beratungstermin alle Unterlagen komplett dabei hat, kann dafür den Antrag dalassen. Dieser wird direkt an die Arbeitsagentur weitergeleitet. Die Berater haben auch die Erfahrung gemacht, dass manche Betroffene richtige Blockaden angesichts des 16-seitigen Vordrucks haben und das Ausfüllen immer wieder vor sich herschieben.

So ging es auch dem 33-jährigen Martin Schröder (Name geändert). Immer wieder war der gelernte Werkzeugmacher in den letzten Jahren arbeitslos, zuletzt seit März dieses Jahres. 540 Euro Arbeitslosenhilfe erhält er derzeit. „Die Fragen haben mich erschreckt. Ich hab gedacht, ich muss mich quasi komplett ausziehen“, sagt Schröder. Nach dem Termin bei der Beraterin ist er beruhigter. Da er allein stehend ist, keine Lebensversicherung hat, über kein Vermögen verfügt, kein Auto besitzt und auch nur in einem nicht allzu teuren Zimmer in einer WG lebt, muss er diese Punkte im Antrag lediglich verneinen. Belege darüber muss er keine vorweisen. Das Formular an sich wäre also für ihn schnell auszufüllen. Aber auch er muss noch einmal wiederkommen, da er nicht alle Unterlagen dabeihat. Eigentlich möchte er sowieso am liebsten um das Arbeitslosengeld II herumkommen. „Vielleicht schaffe ich es ja, irgendwo einen Praktikumsplatz zu finden“, sagt Schröder. Wenn möglich, mit finanzieller Unterstützung der Arbeitsagentur.

Haben Sie Fragen zum Arbeitslosengeld II? Dann rufen Sie uns am Montag an: Tagesspiegel-Telefonaktion, 15 bis 17 Uhr, Telefon: 030/26009-820-823.

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