zum Hauptinhalt

Berlin: Jugendbande auf der Anklagebank

Prozessauftakt gegen sechs Jugendliche – fünf von ihnen gelten als Serientäter

Ganz locker ließen sich die Jugendlichen auf der Anklagebank nieder, lächeln ihren Verwandten zu. Der Prozess, der ihnen seit gestern vor dem Landgericht gemacht wird, schien die sechs Schüler wenig zu beeindrucken. Sie haben Erfahrung mit Polizei und Justiz. Fünf der Angeklagten stehen in der Intensivtäterliste der Staatsanwaltschaft. Nun geht es um eine Serie brutaler Überfälle auf überwiegend jüngere Opfer.

Zwei der Angeklagten sind 16, drei 17, der Älteste 18 Jahre alt. Sie sind alle in Berlin geboren, sie stammen alle aus Familien mit Migrationshintergrund, sagte der Staatsanwalt am Rande des Prozesses. Drei der Jugendlichen – zwei Brüder und ein Cousin – tragen den Namen der polizeibekannten libanesisch-kurdischen Großfamilie El-Z. Die sechs Schüler, die der Staatsanwalt eher als Schulverweigerer einstuft, sollen ihren Neuköllner Kiez am Maybachufer terrorisiert haben. Ihnen werden mehr als 30 Raubtaten vorgeworfen, begangen laut Anklage in wechselnder Tatbeteiligung seit August 2003. Die Verhandlung läuft wegen des jugendlichen Alters der Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

„Die jugendlichen Täter sind in unterschiedlicher Besetzung auf U-Bahnhöfe gegangen, haben dort Jugendliche angesprochen, umringt, bedroht, teilweise auch geschlagen und getreten“, sagte Staatsanwalt Andreas Fiebig. In der Anklage werden „gesondert Verfolgte“ genannt. Nach Erkenntnissen der Ermittler gehörten die Angeklagten zu einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen. Die Opfer seien mit Messern oder Schlagstöcken bedroht, zur Herausgabe von Geld und Handys gezwungen worden. Fanden die Täter EC-Karten, wurden die Geheimzahlen erpresst, die Konten geplündert. Außerdem sollen die Jugendlichen einen blinden Mann bespuckt und einen Busfahrer geschlagen. Vier der mutmaßlichen Räuber befinden sich derzeit in Haft – wegen dieser oder anderer Vorwürfe. Gegen zwei der Angeklagten läuft zudem ein gesonderter Prozess vor dem Amtsgericht um einen blutigen Überfall auf einen Rentner. Dort soll sich ein Freispruch abzeichnen.

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false