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Der bekannte Neue. Viktor Skripnik spielte schon unter Ex-Trainer Thomas Schaaf bei Werder. Seit Ende vergangenen Jahres ist er Bremens Trainer.

© dpa

Bundesliga: Das neue alte Werder, das eigentlich nur das alte neue Bremen ist

Na, ist der Titel ein bisschen verwirrend? Nicht so verwirrend, wie die derzeitige Form von Werder. Die Bundesligakolumne auf unserem Jugendblog.

Der Trainerwechsel von Robin Dutt zu Viktor Skripnik gab Werder Bremen einen überraschenden Aufwind. Mittelfeldmotor Zlatzko Junuzovic fasste es im Interview treffend zusammen, als er meinte, der Unterschied sei, dass man nun die Punkte hole. Allerdings ist das beileibe nicht der einzige. Es ist offensichtlich, dass Skripnik der Mannschaft wieder ihr Selbstvertrauen, ihre Zuversicht und vor allem den Spaß am Spiel zurückgegeben hat. Trabten sie unter Dutt noch mit hängenden Köpfen über den Rasen, kontern sie nun Leverkusen, eine der umschaltstärksten Mannschaften der Bundesliga, eiskalt aus. Dass sie dieses Spiel trotz Gegentor durchhielten und sich die drei Punkte erkämpften, sah so gar nicht nach dem Bremen der letzten Jahre aus.

Auch wenn der Sieg nur mit Biegen und Brechen gelang - gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit wackelten die Bremer - ist die Botschaft klar: Wir sind zurück. Und wie. Mit drei Siegen in Folge unter Skripnik. Das neue Werder ist gleichzeitig das alte Werder, weil Skripnik selbst unter Ex-Trainer Thomas Schaaf gespielt hat, der wie kein anderer für das alte Werder steht. Mutig nach vorne spielen, Mittelfeldraute, viele Tore – bei Schaaf galten genau die gleichen Grundsätze wie bei Skripnik.
Gleichzeitig ist es aber auch das alte neue Bremen. Unter Dutt sollte nach der Ära Schaaf nämlich ein Neuanfang gewagt werden, der von radikalen Veränderungen geprägt war – und am Ende nicht wirklich viel einbrachte. Hatte man vorher wenigstens vorne gut gespielt und Tore geschossen, bekam man unter Dutt hinten die Hucke voll, aber vorne keinen Ball rein.

Keine Offensive - und hinten wackelt es trotzdem

Unter Skripnik, allen Erfolgen zum Trotz, sind wesentliche Merkmale der „Ära“ Dutt noch lange nicht gänzlich verschwunden. So zeigte man zwar in der ersten Halbzeit ansehnlichen Offensivfußball, nach der Pause sah das aber ganz anders aus. Kurz zuvor hatten die Leverkusener das Anschlusstor geschossen und Skripnik war wohl auf Ergebnisverwaltung aus. Es dauerte es bis zur 83. Minute bis Werder wieder einen Torschuss abgeben konnte. Viel schlimmer war aber, dass die Defensive auch noch mächtig schwamm. Das mag unter anderem daran gelegen haben, dass Innenverteidiger Galvez in der 50. Minute verletzt vom Platz musste.

Trotzdem kann sich Werder glücklich schätzen, nicht noch den Ausgleich bekommen zu haben. Dieses Glück wollte Skripnik erzwingen und wechselte schon in der 63. den Mittelfeldallorunder, und Leihgabe von Leverkusen, Levin Öztunali ein – und zwar für den einzigen nominellen Werder-Stürmer auf dem Platz, Davie Selke. Bis ungefähr zur 70. Minute wurde daraufhin jegliches Offensivspiel eingestellt, zwischendurch nutzte Philipp Bargfrede eine potenzielle Konterchance, um ein bisschen an der Uhr zu drehen und bewegte sich im Schritttempo durch den freien Raum, spielte dann einen aussichtslosen Pass und drehte gleich wieder nach hinten ab. Werder profitierte natürlich auch davon, dass Leverkusen ihre Chancen nicht nutzte, von 13 Schüssen erreichten nur zwei das Bremer Tor.

Auch ein achter Platz befreit nicht vom Abstiegskampf

Warum Werder erst offensiv und dann destruktiv gespielt hat, erklärte Skripnik so: „Diese Mischung brauchen wir, sie können leider noch nicht 90 Min durchmarschieren“. Und das ist nach dieser extrem intensiven englischen Woche durchaus zu verstehen. Erst gewann man gegen Hertha, dann unter der Woche gegen Hoffenheim und jetzt gegen Champions League-Aspiranten Leverkusen. Skripnik hat bewiesen, dass nicht nur gegen kleinere Teams Punkte geholt werden können. Und wer sich mal die Rückrundentabelle anguckt, könnte eine Überraschung erleben.

Die Entwicklung machte den Werder Fans natürlich Hoffnung auf bessere Zeiten. Ob die Europapokal-Gesänge jedoch wirklich realistisch sind, das bleibt abzuwarten. Skripnik übt sich in Bescheidenheit und sagt: „Wir schauen als Achter nach unten“.

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David Fresen, 17

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