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Elektro-DJ Tinush.

© Julia Tilk

Elektro-DJ Tinush: Fusion aus Instrumentals und clubbigen Beats

Nach Besuchen beim Arbeitsamt und einigen Tütensuppen später, ist das Berliner Musiktalent Tinush in der Elektro-Szene angekommen.

„Hey, ich heiße Tinush, bin zu spät und hatte gestern Geburtstag.“ Tinush, eines der vielversprechendsten Talente der deutschen Elektro-Szene, nimmt Platz. Er trägt ein lässiges Outfit, Mick-Jagger-Shirt und Blue-Jeans. Ganz anders als auf seinen Promo-Bildern, wo er gerne mit Baskenmütze und Krawatte posiert. Auch der musikalische Stilmix gelingt ihm ganz gut, schließlich ist er bekannt durch die originelle Fusion aus klassischen Instrumentals und clubbigen Beats.

Mutti findet seinen Hip Hop besser

„Ohne das Keyboard wäre es vielleicht nicht so weit gekommen“, sagt der 25-Jährige. Er war vier, als es unter dem Weihnachtsbaum lag. Während andere Kinder mit Lego und Autos spielten, entdeckte Tinush das Komponieren für sich. Schnell reichte sein Equipment nicht mehr. Mit 13 kam der erste PC und von Freunden ein anschließbares Keyboard. „Die ersten Stücke waren Schrott“, sagt er und lacht. Er brachte sich alles selbst bei, hatte weder Lehrer noch YouTube-Tutorials.

Mit 15 dann ein kurzer Schwenk in den HipHop-Bereich. Er textete und rappte. „Meine Mutter findet das besser als jetzt das Elektronische“, sagt er. „YouTube-Videos von früher wird man hoffentlich aber trotzdem nicht finden.“

Auf Vocals verzichtet er dann erst einmal ganz, produzierte nur noch Beats, als mit 18 Elektro cool wurde. Es war jung, laut, anders. Er zog nach Berlin. In seiner Heimatstadt Dortmund ging halt nicht so viel.

Durch Soundcloud erst richtig bekannt geworden

Abi abgebrochen, Studium abgebrochen, aber ein festes Ziel: In der Musikbranche Fuß fassen. Erste Gigs, erstes verdientes Geld. Vorher musste er sich mit 400-Euro-Jobs rumschlagen. Arbeitsamt und Soundcloud.

„Durch Soundcloud und andere Musikportale konnten Tracks wie "Sandburg" erst so richtig bekannt werden“, sagt er. Der Klang kommt dort gut an, knapp 60.000 Follower konnte er auf Soundcloud mittlerweile für sich begeistern. „Privat höre ich meine Tracks allerdings nicht. Ich bin ja 24/7 damit beschäftigt. In meiner Freizeit höre ich Filmmusik". Von Hans Zimmer zum Beispiel, der „Inception“ vertonte.

Auch Tinush komponiert Filmmusik, vor allem im Independent-Bereich. Auf seiner zweiten Soundcloud-Seite findet man experimentelle und verträumte Lieder, ein Kontrast zu den quirligen Party-Tracks. Im Vordergrund stehen aber noch die Live Gigs in Clubs oder auf Festivals.

Vor ein paar Jahren hat er noch davon geträumt, auf der Fusion zu spielen. Letztes Jahr war er da. „Ich war so nervös. Gerade weil ich um sechs Uhr dran war, wo viele ihren Rausch ausschlafen. Um Viertel vor sechs standen wir am Hangar und 15 Menschen waren da. Aber als ich anfing zu spielen, füllte sich der Hangar innerhalb weniger Minuten bis zum Ende. Das war schon ein tolles Gefühl“, erzählt er begeistert.

Tütensuppe kommt vor dem Traum

Seine Worte wählt er mit Bedacht, man spürt nichts von Erfolgsgeilheit und Karriereorientierung. Dieser Mann will einfach Musik fabrizieren, verschiedene Genres kombinieren, etwas Neues schaffen. Für sein Publikum, für Soundcloud, für sich selbst. „Musik ist wie Meditation für mich. Ich denke nicht bewusst. Ich schalte ab. Die Motivation kommt von allein.“

Tinush weiß, dass sein Weg riskant und auch etwas naiv ist, denn alles auf eine Karte zu setzen kann schnell nach hinten losgehen. Doch er lebt für die Musik, das spürt man bei jedem Wort, das über seine Arbeit fällt. Klar: „Manchmal gehört eben diese bekannte Portion Mut und Glück dazu“, sagt er. Doch wenn man bereit ist, für seinen Traum monatelang Tütensuppe zu Löffeln, dann macht man es für etwas, was einen fesselt. Tinush setzt eben Prioritäten.

Tinush spielt morgen, am 25. Juli, auf dem Holi Festival in Berlin. Wer weiter reisen will, kann ihn auch am 20. August unter anderem mit Major Lazer und Oliver Koletzki auf dem Frequency Festival in Österreich sehen.

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Julia Tilk

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