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Lehrerinnen dürfen Kopftuch tragen - Wie finden das die Schüler?

© imago

Jugendblog: Wie stehen Schüler zum Thema „Lehrerinnen mit Kopftuch“?

Vor zwei Wochen hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass Lehrerinnen grundsätzlich ein Kopftuch tragen dürfen. Unser Jugendblog hat Berliner Schüler gefragt, wie sie dazu stehen.

„Sie haben sich dazu entschieden das Kopftuch zu tragen, da ist es nicht in Ordnung ihnen ihren Willen zu verbieten“, sagt Lia Kruschke. Sie ist 15 Jahre alt und Schülerin des Sophie-Charlotte Gymnasiums in Charlottenburg.

In Berlin gibt es das so genannte „Neutralitätsgesetz“. Es verbietet Lehrern grundsätzlich das tragen religiöser Symbole. Es wurde eingeführt, weil Politiker fürchteten, Schüler könnten sich durch die Symbole beeinflussen lassen – so auch vom Kopftuch einer Lehrerin. Nun muss die Berliner Schulverwaltung prüfen, ob sie an diesem Gesetz festhält.

Lia Kruschke hält die Befürchtung, Schüler könnten beeinflusst werden, für abwegig: „Wir sind selbständig genug, um unseren Glauben selbst auszusuchen.“ Sie selbst ist katholisch.

Das sieht auch die 18-jährige Azade-Asya Cakmak aus Charlottenburg so. Sie sei schon von Lehrern unterrichtet worden, die ein Kreuz als Anhänger getragen haben. Das habe ihre Ansichten über das Thema „Gott“ bisher in keiner Weise beeinflusst. Doch sei das bei jedem unterschiedlich.

Alevitische Familien, die in ihrem Glauben das Kopftuch nicht für zwingend halten, sehen das neue Urteil des Bundesverfassungsgerichts mit Unbehagen. Sie befürchten, dass ihre Kinder tiefer als nötig in den Glauben hineingezogen werden könnten, wenn sie von frommen Kopftuchträgerinnen unterrichtet werden. „Lehrerinnen mit Kopftuch sind vorbelastet und wirken auf Schüler nicht neutral“, gibt Kadir Sahin, der Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde zu Berlin, zu bedenken. „Lehrer sollten aber eigentlich völlig neutral sein.“ Die Schulen sollten darauf achten, dass Lehrerinnen mit Kopftuch ihre Schüler nicht missionieren.

Für die Schülerin Melina Zeeb spielt es keine Rolle, ob eine Lehrerin ein Kopftuch trägt oder nicht.
Für die Schülerin Melina Zeeb spielt es keine Rolle, ob eine Lehrerin ein Kopftuch trägt oder nicht.

© Kai-Uwe Heinrich

„Zum Beten sollte eine solche Lehrerin auf jeden Fall in ein anderes Zimmer gehen“, sagt Melina Zeeb. Sie besucht die 9. Klasse des Archenhold Gymnasiums in Schöneweide. Sie ist Christin, zweifelt aber am Dasein Gottes.

Rebecca Busse, 14 Jahre, Schülerin der Peter-Ustinov Sekundarschule ist gleicher Meinung. Eine Lehrerin mit Kopftuch wäre eh schon eine Provokation. „Meine Mitschüler würden sicher dumme Kommentare abgeben und sie kritisch ansehen. Sie machen sich über alles lustig, was nicht der Norm entspricht.“ Sie selbst würde die Lehrerin nicht anders als andere Lehrer behandeln.

Rebecca war zuerst auf einem Gymnasium und ist später auf die Sekundarschule gewechselt. Aus ihrer Erfahrung seien Gymnasiasten toleranter als Sekundarschüler. Sie glaubt, dass Gymnasiasten sich schneller an eine Lehrerin mit Kopftuch gewöhnen würden.

„Religiöse Hintergründe sind mir egal.“, sagt die 15-jährige Julia Bauer, Schülerin des Sophie-Charlotte Gymnasiums. „Ein Kopftuch ist für mich wie ein Haarband oder eine Blumenhaarspange. Soll doch jeder tragen, was er will.“ Julia lässt sich nicht beirren. Die Gleichberechtigung steht bei ihr an erster Stelle.

Duygu Akay hingegen kann sich mit dem Kopftuch nicht anfreunden. Für sie ist es ein Zeichen der Diskriminierung von Frauen. Sie ist 15 und besucht die 9. Klasse des Albert-Einstein Gymnasiums in Neukölln. Doch auch sie würde sich an den Anblick gewöhnen, sagt sie. Und um sich selbst zu behaupten und sich zu emanzipieren, sollten ruhig mehr Frauen mit Kopftuch auf ihrem Recht bestehen, mit Kopftuch unterrichten zu dürfen.

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Nil Cakmak, 15

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