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Berlin: Jugendliche von S-Bahn überrollt: Fahrer merkte nichts

Clique hielt sich nachts um drei Uhr illegal auf dem Bahngelände auf: Ein 17-Jähriger wurde getötet, ein 15-Jähriger lebensgefährlich verletzt.

Der Unfall ist ebenso rätselhaft wie grauenvoll: Eine S-Bahn hat am frühen Sonntagmorgen zwei Jugendliche erfasst, die sich illegal auf den Gleisen aufgehalten hatten. Ein 17-Jähriger war sofort tot, ein 15-Jähriger wurde lebensgefährlich verletzt. Gefunden wurde dieser Jugendliche an einer 500 Meter entfernten Bushaltestelle an der Hauptstraße. Wie er dort hin kam, ist völlig ungeklärt.

Möglicherweise wurde der 15-Jährige von zwei weiteren Jugendlichen, die bei dem Unfall dabei waren, dorthin geschleppt und dort abgelegt. Ob sie das unter Schock taten oder weil sie etwas verbergen wollten, ist ungewiss. „Mit seinen Verletzungen konnte der nicht mehr laufen“, sagte ein Feuerwehrmann. Die beiden unverletzten Jugendlichen im Alter von 15 und 18 Jahren kehrten später zur Unglücksstelle nahe dem Bahnhof Schöneberg zurück. Was die vier Jugendlichen um 3 Uhr morgens zwischen Schöneberg und Friedenau auf den Gleisen wollten, weiß die Polizei nicht. Die Jugendlichen seien weder betrunken gewesen, noch gehörten sie der Sprayerszene an, hieß es. Ob der 15-Jährige überleben wird, war gestern nicht sicher, er hat schwerste Verletzungen an Kopf und Oberkörper erlitten und liegt im Unfallkrankenhaus Marzahn. Der Fahrer des Zuges hatte den Unfall nicht bemerkt, er wurde eine halbe Stunde später auf dem Bahnhof Wannsee von dem Geschehen informiert.

So soll sich das Unglück zugetragen haben: Um 2.58 Uhr verlässt der Zug den Bahnhof Schöneberg in Richtung Wannsee. Kurz vorher hatten zwei Angestellte eines privaten Sicherheitsdienstes der S-Bahn die Jugendlichen an den Gleisen gesehen. Als sie nach Abfahrt des Zuges dorthin gehen, entdecken sie eine Leiche neben den Gleisen „20 Meter vor Kilometer 4,0“ – und „drei Personen, die sich aus den Gleisen entfernen“ – so steht es im Polizeiprotokoll. Da neben der Leiche die Schuhe einer weiteren Person gefunden werden, suchen Sanitäter und Polizisten den Gleiskörper bis zum Bahnhof Friedenau ab, ohne Ergebnis. Die Feuerwehr setzt über Funk die Meldung ab, das eine verletzte Person ohne Schuhe gesucht wird – diese wird dann 20 Minuten später von einer Frau an der Bushaltestelle unterhalb des S-Bahnhofs Innsbrucker Platz gefunden; sie ruft die Feuerwehr. Die beiden unverletzten Jugendlichen kehren einige Zeit später zum Unglücksort zurück und erzählen den Beamten, dass sie „auf dem Gleis gesessen“ hätten – wieso sagen sie nicht. Der Getötete stammt aus Sri Lanka, der Schwerverletzte aus der Türkei. Beide sind aber in Berlin geboren; sie wohnen ganz in der Nähe, einer in Schöneberg, einer in Friedenau.

Mehrfach sind in den vergangenen Jahren Sprayer und S-Bahn-Surfer durch Züge getötet worden. Das Unglück von Sonntag erinnert an den Tod des zwölfjährigen Benjamins im Oktober letzten Jahres: Der Spandauer Junge wollte seiner kleinen Schwester mit einer Mutprobe zeigen, wie er im letzten Moment vor einem Güterzug die Gleise überquert. Benjamin schaffte das. Doch den auf dem anderen Gleis heranrasenden Personenzug hatte Benjamin übersehen.

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