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Berlin: Jung, jünger, Jamba

Marc, Oliver und Alexander Samwer verkaufen Klingeltöne fürs Handy – und gelten schon jetzt als Marktführer in Europa

Sogar der Mann von der Auskunft kennt Jamba. „Das sind doch die mit den Klingeltönen“, sagt er. Dann verbindet er, und man bekommt gleich einen Eindruck vom Unternehmen. „Stopp mal, Liebchen“, sagt freundlich die Telefonistin, „so quick hab ich das jetzt nicht mitgeschnitten, wen willste sprechen?“ Jamba ist nicht nur eines der jüngsten Unternehmen Berlins – junge Umgangsformen, Durchschnittsalter 24 und eine Zielgruppe im Rauchereckenalter – sondern auch eines der erfolgreichsten. Bei der Gründung vor drei Jahren waren es etwa 40 Mitarbeiter. Jetzt sind es 240. Bald noch mehr.

In den kommenden Wochen stellen Marc, Oliver und Alexander Samwer, die drei Gründerbrüder, weitere 40 Mitarbeiter ein, Klingeltonkomponisten zum Beispiel oder Handygamemanager. Um Platz zu schaffen, haben sie im Speichergebäude an der Kreuzberger Spree nochmal 1000 Quadratmeter dazu gemietet – Loft natürlich, gerade ist Umzug. Und schon bricht die Schränkchenschlacht los. Vor dem Tisch der Sekretärin stehen zwei Mädchen und streiten sich um eins der raren Büromöbel. Das ist für keinen von euch beiden, sagt die Sekretärin, und das nächste auch nicht. Engpass aus Expansion. Alles neu und neuer.

Jamba, obwohl so jung, wirkt erst einmal seltsam altmodisch. So dotcom. Alles schon gehabt in den 90ern – und (fast) alles abgestürzt. Hier wird nicht Herr gesagt, sondern du, hier trägt niemand Schlips, dafür fast jeder das Jamba-Shirt, auch Marc, 32, der älteste Chef. Der jüngste, 28, ist derzeit in Boston, um an der Harvard Business School seinen MBA zu machen. So sind sie, die drei: einer MBA, der zweite das beste Abi von Köln, der dritte gleich das beste von ganz Nordrhein-Westfalen, und 1999 waren die „Helden des Internet-Märchens“ (Zeit) reich geworden, als sie ihr Internetauktionshaus Alando an Ebay verkauften.

Jetzt haben sie sich auf Handys geworfen und verkaufen Schnickschnack. Vor allem: Musik-Klingeltöne, 1,99 Euro das Stück, die sich per Internet oder SMS bestellen lassen und aufs Telefon geschickt werden. Einmal speichern, das war’s, und statt mit langweiligem „brrrr, brrrr“ meldet sich das Handy mit dem Charthit. Zehn Millionen Töne haben die Samwers 2003 verkauft – 350 Prozent mehr als im Jahr davor. Und weil es mit dem Handy mittlerweile ist wie mit dem Auto, wächst der Zubehör-Katalog und wächst: Bei Jamba sitzen Jungs, die Logos für Displays einkaufen und entwerfen – Teddys, Brüste oder Che Guevara – und andere, die die Zukunft erfinden: Karaoke fürs Handy, Navigationssysteme oder noch mehr Spiele, schon jetzt in 3D und für mehrere Spieler auf einmal. Marktforscher glauben, dass sich der Umsatz mit Handyspielen in Europa bis 2006 verfünffacht auf sechs Milliarden Euro.

Und da liegt dann auch der Unterschied zu der New Economy in den 90ern. Diesmal hilft die Old Economy gern, und so haben Debitel, Media Markt/Saturn und andere investiert; manche nennen Jamba schon den größten Anbieter in Europa. Gewinn macht Jamba zwar noch nicht, „aber Umsatz“ sagt Marc. Zahlen? „Aber die Aldi-Brüder geben doch auch keine heraus.“ In fünf Jahren soll das ganze Gebäude Jamba sein. Und dann? Dann sind wir irgendwann Weltmarktführer, sagt Samwer, da dudelt sein Handy. Die Musik zu Mission Impossible. Ausgerechnet. Samwer sagt „ähm“ und muss lachen. „Hab’s nur, weil’s so schön zackig ist.“

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