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Jungwählerforum: Keine Spur von Verdrossenheit

Beim "Kandidaten-Check" konnten Jugendliche am Dienstagabend Berliner Vertretern der fünf großen Parteien auf den Nerv zu fühlen.

Am meisten Vergnügen bereitet es Politikern offenbar, einander ins Wort zu fallen. Dieser Gedanke muss vielen der rund 280 Jugendlichen durch den Kopf gegangen sein, die am Dienstagabend zum Jungwählerforum „Wahl:Lokal 2009“ in die ehemalige Brauerei Pfefferberg an der Schönhauser Allee kamen. Die Jungwähler waren dazu eingeladen, Berliner Vertretern der fünf großen Parteien beim „Kandidaten-Check“ auf den Nerv zu fühlen. Veranstalter war die Beratungsgesellschaft Valentum Kommunikation, zusammen mit Partnern aus Medien, Wirtschaft und Gesellschaft, wie dem Bündnis für Demokratie und Toleranz, dem Tagesspiegel und der Jugendzeitschrift Spiesser.

Vor spöttischen Bemerkungen waren die Politiker auf dem Podium nicht sicher. „Die kann man ja schon vom Aussehen nach den Parteien zuordnen“, scherzte ein Schüler, während er Björn Böhning (SPD), Monika Grütters (CDU), Martin Lindner (FDP), Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90/Grüne) und Halina Wawzyniak (Linke) musterte.

„Laut einer Umfrage des Magazins Stern kennen 72 Prozent der Schüler und Studenten das Datum der Bundestagswahl nicht“, leitete Moderatorin und Tagesspiegel-Redakteurin Miriam Schröder die Diskussion ein. Als wollten die jungen Bürger das nicht auf sich sitzen lassen, prasselten in den nächsten Minuten Fragen auf die Bundestagskandidaten ein zu den Themen Arbeit, Wirtschaft und Umwelt. „Fordert die Linke auch Obergrenzen für Film- oder Fußballstars, Frau Wawzyniak?“, hieß es da zum Beispiel. Erhitzt wurde vor allem die Debatte um den Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan geführt.

Doch richtig überzeugt schienen die Jungwähler von ihren Wahlmöglichkeiten nicht. „Der Typ von der FDP ist so eine Witzfigur. Warum muss er denn alles kommentieren?“, raunte einer von hinten. „Ich habe nicht gefragt, was sie nicht machen, sondern was sie machen“, fiel eine andere Monika Grütters ins Wort.

„Jetzt bin ich nur noch verwirrter“, sagte eine Schülerin nach der Debatte. „Es wirkte so, als gäbe es schon feste Koalitionsabkommen. Wer unterstützt wen, und wer wettert gegen den anderen.“ Erheiterung löste noch ein Versprecher im Schlusswort vom Grünen-Abgeordneten Hans-Christian Ströbele aus: „Und damit schaffen wir etwa eine Million Arbeitslose… äh…“ Wer jetzt noch Fragen hatte, der konnte auf dem „Markt der Meinungen“ politische Organisationen, wie die Jugendorganisationen der Parteien und die Partner der Veranstalter, befragen. Tina Gebler

Tina Gebler

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