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Berlin: Justizsenatorin sagt jungen Gewalttätern den Kampf an

Neues Konzept soll „Schwellentäter“ abschrecken Enge Abstimmung mit Polizei, Schulen und Eltern

Sie machen vielen Kindern und Jugendlichen den täglichen Weg durch die Stadt zur Hölle. Junge Gewalttäter, die Gleichaltrige bedrohen oder zwingen, Geld, Markenjacken oder Handys herzugeben. Dennoch kommen die Täter oft ungeschoren davon – auch, weil wechselnde Staatsanwälte oftmals die Vorgeschichte ihrer Klienten nicht kennen. Das soll sich jetzt ändern. Ab sofort soll für jeden Jugendlichen, der mehr als fünf Mal zugeschlagen oder andere beraubt hat, ein Staatsanwalt zuständig sein, wie Justizsenatorin Gisela von der Aue im Gespräch mit dem Tagesspiegel ankündigt. Diese Jugendlichen gelten als „Schwellentäter“, bei denen die Gefahr droht, dass sie zu Intensivstraftätern werden. Die haben mehr als zehn oder mehrere besonders schwere Taten begangen und werden von einer besonderen Abteilung der Staatsanwaltschaft betreut.

Um zu verhindern, dass die Zahl der derzeit registrierten 500 Intensivtäter weiter rapide ansteigt, wollen die Strafverfolger auch die Kooperation mit der Polizei verbessern. In zwei Wochen wollen sich die Chefankläger mit Polizeipräsident Dieter Glietsch treffen und ihre neue Strategie planen. Außerdem wollen die Staatsanwälte die Eltern öfter mit einbeziehen, notfalls mit einem Dolmetscher, damit Mutter und Vater erfahren, „was ihr Sohn in der Freizeit so treibt“. Durch die Kooperation mit der Jugendgerichtshilfe erhoffen sich die Ankläger mehr Informationen über die Eltern und Lebenssituation des Jugendlichen. Deshalb müssen sich die Familien darauf einrichten, dass in den Schreiben der Staatsanwaltschaft künftig ein Zusatz öfter auftaucht: „Mit der Bitte um Vernehmung im Elternhaus.“

Bundesweit Vorreiter ist Berlin bereits mit der „Abteilung für jugendliche Intensivtäter“, die im Frühjahr 2003 bei der Staatsanwaltschaft gegründet wurde. „Wir rechnen damit, dass sich die Zahl der Intensivtäter auf 600 erhöhen wird“, sagt Generalstaatsanwalt Rother. Gegen rund 1700 Beschuldigte wurde seit 2003 bereits Anklage erhoben. Rund 80 Prozent der jugendlichen Serientäter sind nichtdeutscher Herkunft: Araber stellen die größte Gruppe, gefolgt von Türken. Rund die Hälfte der Jugendlichen sitzt im Gefängnis oder in geschlossenen Heimen. Behm: „Mit dieser Abteilung bekämpfen wir extrem erfolgreich die Jugendkriminalität.“ Für das neue Konzept für die „Schwellentäter“ setzt die Justiz auf die Motivation der Staatsanwälte, denn neue Stellen sind nicht geplant.

Derweil versucht von der Aue im Senat, die Kooperation mit den Schulen, der Jugendgerichtshilfe und der Polizei zu verbessern. Noch sind nicht alle Ideen umsetzbar, doch alle sind sich einig, dass das Problem nur gemeinsam angegangen werden kann. „Um eingreifen zu können, muss ein Schulleiter wissen, wenn einer seiner Schüler auf dem Heimweg Gewalttaten begeht“, sagt von der Aue. Auch will sie die Schulleiter ermutigen, noch häufiger zu melden, wenn ihre Schüler andere beraubt oder zugeschlagen haben.

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