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Berlin: Kaffeekranz in der Vollkomfortbleibe

Millionen Neubauwohnungen hat Erich Honecker bauen – und sich feiern lassen. Das ist recht lange her

Was macht der Staatsratsvorsitzende bei Grosskopfs auf der Couch? Er feiert. Sich und sein Wohnungsbauprogramm. Auf seinem ersten Parteitag als Chef, dem 8. insgesamt, 1971 war’s, hat Erich Honecker seiner Republik versprochen, Wohnungen bauen zu lassen, so viele, dass der Westen staunen sollte, so viele, dass demnächst jede DDRFamilie in den eigenen vier Wänden zur sozialistischen Familie reifen sollte. Vor 25 Jahren, am 6. Juli 1978 besuchte Erich Honecker die Familie Grosskopf in Marzahn, da diese just die Einmillionste Wohnung bezogen hatte, die im Rahmen des ehrgeizigen Honecker-Programms entstanden war. Allein in Ost-Berlin sind bis 1990 über 200000 Wohnungen gebaut worden. Die Stadt zur „sozialistischen Metropole“ reifen zu lassen, hieß: zehntausende Bauarbeiter aus dem Rest der Republik hier und nicht dort das Wohnungsproblem lösen zu lassen – und: Platten aufeinander stapeln, so schnell es geht, koste es, was es wolle – und wenn es auch Staatshaushalt und Stadtbild ruiniert. Aber wie die Grosskopfs freuten sich tausende andere Wohnungssuchende über die billige Vollkomfortbleibe.

Und Tausende verließen sie nach der Wende, so schnell es ging. Denn auch hier stiegen die Mieten ebenso wie die Ansprüche der Mieter. Einst beim Kaffeekränzchen gefeiert, heute abgerissen – die Platte ist nicht mehr, was sie mal war. dae

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