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Bundestag entscheidet: Kampf um die Kuppel des Stadtschlosses

Ohne Kuppel und mit zierlosen Portalen oder nahezu in historischer Gestalt: Wie das Berliner Schloss gebaut wird, entscheidet an diesem Mittwoch der Haushaltsausschuss des Bundestages.

Ohne Kuppel und mit zierlosen Portalen oder nahezu in historischer Gestalt – wie das Berliner Schloss gebaut wird, entscheidet an diesem Mittwoch der Haushaltsausschuss des Bundestages. Rund 28 Millionen Euro mehr als geplant müssten die Haushälter freigeben für die große Variante. Diese sieht neben der vollständigen Rekonstruktion der Kuppel auch die historische Gestaltung der drei Innenportale und Durchgänge zum Eosanderhof vor sowie den Bau eines Dachcafés mit Blick über Berlin.

Mit der Vorlage von zwei Finanzierungsvarianten für den Haushaltsausschuss ist die Kuppel wieder im Spiel, die Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) noch im März im Tagesspiegel strikt abgelehnt hatte. Doch darüber herrscht in der CDU/CSU-Fraktion keine Einigkeit, denn Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) betonte am Freitag, dass die Kuppel aus „ästhetischen und historischen Gründen“ wichtig sei. Bei einem Großprojekt wie dem Schloss müssten „außergewöhnliche Kosten bewältigt werden, wenn sie anfallen“.

Diese Meinung hat sich auch im Rat der Stiftung Berliner Schloss Humboldtforum durchgesetzt, in dem ebenfalls Vertreter der Bundesregierung sitzen. Das sagte Ratsmitglied Wolfgang Thierse (SPD) auf Anfrage: „Wenn wir den Auftrag des Parlaments ernst nehmen und keine Streichholzschachtel bauen wollen, dann sind die historische Kuppel und Tore wichtig“. Im Stiftungsrat herrsche Einigkeit darüber, „dass kein unvollständiges Gebäude entstehen darf“.

Allerdings ist der Haushaltsausschuss anders besetzt und frei, sich sich für eine Variante zu entscheiden. In der Vergangenheit ist der Ausschuss selten von Regierungsbeschlüssen abgewichen. Die Teuerung in der Baubranche schlägt schon mit 38 Millionen Euro extra zu Buche. Zusammen mit den Sonderleistungen für Kuppel, Café und historische Gestaltung würden die Baukosten von 552 Millionen Euro auf über 610 Millionen Euro steigen. Dass der Haushaltsausschuss an den Zusatzkosten durch die Teuerung im Baugewerbe Anstoß nimmt, gilt als ausgeschlossen. Stiftung, Ratsmitglieder und auch Ramsauer hatten stets betont, dass die Neubaukosten an den „Bauindex“ gekoppelt seien, sie steigen also, wenn höhere Löhne oder Stahlpreise die Branche belasten. Bis auf Neumanns Zwischenruf gibt es bislang wenig Anzeichen, dass die Haushälter morgen auch die Extramillionen für Kuppel und Portale freigeben werden.

Dass dafür kein Geld im Budget blieb, obwohl der Bundestagsbeschluss eine Rekonstruktion des Schlosses in seiner historischen Gestalt vorsieht, liegt daran, dass die Stiftung sparen musste. „Es war eine Geste. Aber wenn man es dabei belässt, bekommt man ein unvollständiges Gebäude, das nackt und damit hässlich dasteht“, sagt Thierse. Für ihn kommt die Sparversion des „größten kulturpolitischen Projektes in der Geschichte der Bundesrepublik“ nicht infrage.

Die Finanzierung des Schlosses steht auf drei Säulen: 440 Millionen Euro kommen vom Bund, 32 Millionen vom Land Berlin, Spenden sollen 80 Millionen Euro einbringen. Drei Fassaden sollen in der von Schlüter barock überformten Gestalt wieder entstehen. Die vierte, östliche Front gestaltet Architekt Franco Stella als modernistische Rasterfassade.

Bei der Präsentation der Schlosspläne im Audi-Max der Humboldt-Universität hatte es Kritik gegeben wegen der schmucklosen Portale und der fehlenden Figuren auf den Ballustraden des Schlüterhofes etwa. Stiftungschef Manfred Rettig glaubt, die Kuppel notfalls mit Spenden finanzieren zu können. Das Geld werde sprudeln, sobald die Humboldtbox eröffnet ist und und das „Gebäude aus dem Boden wächst“.

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