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Berlin: Kampfabstimmung ums Bischofsamt

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg wählt heute ihren höchsten Repräsentanten. Wolfgang Huber ist Favorit

Alle zehn Jahre wählt die evangelische Kirche einen neuen Bischof. Am heutigen Freitag ist es wieder soweit. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der neue der alte sein: Bischof Wolfgang Huber. Neu ist allerdings, dass Huber, wenn er wiedergewählt wird, künftig nicht mehr nur Bischof für Berlin und Brandenburg sein wird, sondern auch für die schlesische Oberlausitz. Denn die hat sich Anfang Dezember mit der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg zusammengeschlossen. Die Evangelische Landeskirche zählt in Berlin und Brandenburg rund 1,2 Millionen Mitglieder, in der Oberlausitz sind es 64000.

Das Bischofswahlgesetz schreibt vor, dass zwei Kandidaten aufgestellt werden müssen. Deshalb haben die Görlitzer den 47-jährigen Pfarrer Hans-Wilhelm Pietz ins Rennen geschickt. Ihm werden aber wenig Chancen zugesprochen, gegen den einflussreichen Wolfgang Huber zu gewinnen. Huber hat sich in den vergangenen zehn Jahren bewährt, er hat die evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg erfolgreich durch eine harte Zeit des Sparens geführt. Anfang November wurde er mit großer Mehrheit zum Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche Deutschland (EKD) gewählt. „Keiner kann wie er das Anliegen der Protestanten in die Gesellschaft tragen“, sagt der Wilmersdorfer Superintendent Roland Herpich. So wie er denken die meisten hier. In der Oberlausitz fürchten allerdings viele, dass er durch sein überregionales EKD-Amt den Kontakt zur Basis verlieren und sich nicht genug für die Oberlausitz einsetzen könnte.

In den vergangenen vier Wochen haben Wolfgang Huber und Hans-Wilhelm Pietz Bewerbungspredigten und Vorträge zur Zukunft der Kirche gehalten. „Wir müssen uns nicht schämen, wenn Pietz gewählt wird“, sagte der Berliner Anwalt Christhard George, nachdem er den Görlitzer Kandidaten in der Lindenkirche in Wilmersdorf kennen gelernt hatte. Wenn er wie ein Katholik beichten müsste, würde er sogar eher zu Pietz als zu Huber gehen. George ist einer der 193 Synodalen, die den neuen Bischof wählen.

Pietz wird, wenn er Huber nicht nachfolgt, Generalsuperintendent für die Oberlausitz werden, mit Sitz in Görlitz. Der derzeitige Oberlausitzer Bischof Hans Wollenweber tritt nicht mehr an, er geht in den Ruhestand.

Bischof Huber würde bei seiner Wiederwahl das Amt bis 2009 ausüben. Der 61-Jährige müsste eigentlich schon 2007 mit 65 Jahren in Pension gehen. So schreibt es das Dienstrecht vor. Für ihn wird aber eine Ausnahme gemacht, weil er bis 2007 EKD-Ratsvorsitzender ist und als solcher auch das Bischofsamt ausüben sollte. Bisher gab es noch nie einen EKD-Ratsvorsitzenden, der nicht zugleich ein leitendes Amt in einer Landeskirche innehatte. Würde Huber am Freitag wider Erwarten nicht wieder gewählt, stünde auch sein EKD-Amt zur Disposition.

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