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Per Crowdfunding haben die Berlin Adler bis Donnerstag 35.000 Euro eingesammelt, um ihre Verbindlichkeiten zu tilgen. Drei Tage vor Fristablauf - dann hätten sie ihre Helme an den Nagel hängen müssen.

© imago

Kapital aus dem Internet: Crowdfunding hilft Start-ups und Football-Klub

Einer Studie zufolge hat sich das Kapitalaufkommen durch Crowdfunding seit 2012 versechsfacht. In Berlin profitieren Gründer, Musiker und Kinofans davon. Und die Berlin Adler haben dadurch am Donnerstag ihren Bankrott abgewendet.

Die Geschäftsidee entstand in einer Dreizimmerwohnung in Neukölln, die Anschubfinanzierung kam aus dem Netz: Heute steht das Start-up Luuv kurz vor dem Durchbruch. Luuv hat Kamerastative entwickelt, mit denen Skater und Sportler ihre Moves wackelfrei filmen können. „Der Sprung vom Projektgedanken zum Unternehmen kam vor allem mithilfe von Crowdfunding, also Finanzierung aus dem Netz“, sagt Mitgründer Tim Kirchner.

Wie Luuv setzen immer mehr Start-ups und kleine Firmen auf alternative Finanzierungswege: 2,96 Milliarden Euro haben Unternehmen allein im vergangenen Jahr über Finanzierungsformen jenseits von Bankkrediten eingesammelt, sechsmal mehr als noch 2012. Das hat eine jetzt veröffentlichte Studie der Beratungsfirma Ernst & Young und des Center for Alternative Financing der Universität Cambridge ergeben.

Das Crowdfunding setzt auf die Begeisterung für die Idee: Ein Unternehmen oder eine Privatperson stellen sich auf einem Crowdfunding-Portal im Netz vor und starten einen Finanzierungsaufruf. Der funktioniert als sogenannte Kampagne wie ein Wettlauf zu einem selbst gesteckten Ziel: Bis zu einem selbst gewählten Datum müssen Internetnutzer einen bestimmten Betrag zusagen. Erst wenn das Ziel erreicht ist, geht es ans Werk. Wer Geld gibt, erhält dafür eine Prämie. Luuv zum Beispiel lieferte die ersten Kameras an all ihre Finanzierer aus dem Netz, die mehr als 199 Dollar in den virtuellen Hut geworfen hatten.

Neuköllner Gründer übertreffen Ziel in weniger als zwei Monaten

Mit ihrer wackelfreien Idee übertraf das Start-up aus Neukölln in weniger als zwei Monaten das selbst gesteckte Finanzierungsziel: Statt 50.000 kamen über 65.000 Dollar zusammen. „Bei uns hat der klassische Crowdfunding-Gedanke funktioniert: von der Idee zur Marktreife“, sagt Kirchner. Die Entwicklung und das erste Tüfteln finanzierte Luuv aus eigenen Rücklagen.

Und nicht nur Berliner Erfinder setzen auf Kapital aus dem Netz. Ebenfalls in Neukölln will Filmfreundin Verena von Stackelberg ihrem Programmkino "Wolf" mittels Crowdfunding auf die Beine helfen. Der American-Football-Klub Berlin Adler hat auf die Kraft der Fans gesetzt, um Verbindlichkeiten zu tilgen, die sich seit Jahren angehäuft haben. Am Donnerstag kam die erlösende Nachricht: Drei Tage vor Fristablauf war die benötigte Summe von 35.000 Euro aufgebracht, der Bankrott erst einmal abgewendet. Jungbrauer Andreas Bogk trat 2012 an, der Berliner Weiße zum Comeback zu verhelfen. Er brauchte 3000 Euro - und bekam 21.000 Euro zusammen.

„Crowdfunding ist nicht das günstigste Mittel, um an Geld zu kommen“, erklärt Dennis Schenkel, der junge Unternehmer zu Crowdfunding berät, „aber es geht über reine Finanzierung hinaus und hat einen nachhaltigen Marketingeffekt.“ Der Löwenanteil alternativer Finanzierungen entfällt laut der Studie von Ernst & Young auf Großbritannien. Deutschland liegt mit einem Volumen von 140 Millionen Euro auf Platz drei hinter Frankreich.

„In Deutschland sorgt man sich um Datenschutz und Ideenklau“, sagt Schenkel. „Für erfolgreiches Crowdfunding aber muss man ein Unternehmen transparent führen. Damit tut mancher sich noch schwer.“ (mit dpa)

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