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Karlshorster Babyleiche: Haftbefehl gegen 19-Jährige erlassen

Einen Tag nach dem Fund einer Babyleiche in Karlshorst ist am Mittwoch Haftbefehl wegen Verdachts auf Totschlag gegen die mutmaßliche Mutter erlassen worden.

Berlin - Die 19-Jährige hatte ihr Kind der Berliner Staatsanwaltschaft zufolge vermutlich im April ohne fremde Hilfe zur Welt gebracht. Vorgeworfen wird ihr, das Neugeborene anschließend mit einer Plastiktüte erstickt zu haben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erläuterte. Die Beschuldigte sei in eine Untersuchungshaftanstalt für Frauen eingewiesen worden.

Laut Polizei hatte der 47-jährige Vater der Heranwachsenden am Dienstagvormittag den mumifizierten Leichnam entdeckt. Das tote Kind soll in einer Plastiktüte hinter einem Heizkessel im Keller des Familienwohnhauses in einer Laubenkolonie an der Beerfelder Straße gelegen haben.

Keine Hinweise auf verminderte Schuldfähigkeit

Nach Angaben der Ermittler hatte die 19-Jährige ihrem Vater gegenüber zunächst eingeräumt, das Kind alleine zur Welt gebracht zu haben. Laut Obduktion hat der Säugling bei der Geburt noch gelebt. Bei ihrer Vernehmung am Dienstagnachmittag bestritt die junge Frau jedoch die Vorwürfe, betonte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen einer Mordkommission dauerten an.

Nach ihrer Festnahme war die junge Frau nach Polizeiangaben zunächst psychologisch betreut worden. Der Staatsanwaltschaft zufolge liegen jedoch keine Hinweise für eine schwere psychische Erkrankung vor. Auch gebe es keine Hinweise auf eine verminderte Schuldfähigkeit.

Nach Medienberichten besuchte die Heranwachsende bis vor Kurzem eine Sonderschule. Ihre fünf Geschwister sollen bei Pflegeeltern leben. Ihr Vater will nach Darstellungen von Zeitungen nichts von der Schwangerschaft seiner Tochter bemerkt haben. Die Familie lebte zusammen in dem kleinen Haus in der Laubenkolonie "Zum Eisenbahner".

In der Vergangenheit war es in Berlin-Brandenburg wiederholt zu Kindstötungen gekommen. Bundesweit für Entsetzen hatte der Fall von Sabine H. gesorgt. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte die 40-Jährige Anfang Februar zu 15 Jahren Haft wegen Totschlags. Sie soll neun ihrer Babys zwischen 1988 und 1998 unmittelbar nach der Geburt getötet haben.

In Berlin wurde Anfang Februar 2005 auf einem Recyclinghof in Mahlsdorf die Leiche eines Säuglings gefunden. Laut Obduktion wurde das Mädchen kurz nach der Geburt erwürgt. Trotz der umstrittenen Veröffentlichung eines Fotos des Leichnams fehlt von den Eltern bislang jede Spur. (tso/ddp)

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