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Kein Normalbetrieb: S-Bahn hat neue Probleme mit Achsen

Normalbetrieb in weiter Ferne: Die Berliner S-Bahn hat wieder Probleme. Und es liegt wieder an den Achsen.

Aller schlechten Dinge sind drei. Jetzt haben die Achsenprobleme auch die dritte Baureihe der S-Bahn erwischt. Weil bei routinemäßigen Ultraschalluntersuchungen an zwei Achsen laut Unternehmenssprecher „unzulässige Anzeigen“ festgestellt worden waren, müssen die einst für die BVG im Westteil der Stadt entwickelten Züge der Baureihe 480 häufiger in die Werkstatt und fehlen dem Betrieb. Deshalb konnte die S-Bahn am Freitag nach Angaben eines Sprechers nur 418 statt der zuletzt üblichen 430 Doppelwagen einsetzen. Für einen Normalbetrieb wären sogar 562 Doppelwagen erforderlich.

Wegen des neuen Fahrzeugmangels fahren einige Züge wieder mit weniger Wagen; auch Ausfälle von Fahrten konnte der Sprecher nicht ausschließen. Die beiden anderen Baureihen der S-Bahn haben ebenfalls Probleme mit rissgefährdeten Achsen und müssen deshalb häufig zu Sonderkontrollen in die Werkstatt.

Die beiden jetzt beanstandeten Achsen werden nach Angaben der Bahn derzeit bei der DB Systemtechnik in Kirchmöser untersucht, um die Befunde zu spezifizieren. Danach will die S-Bahn ihr weiteres Vorgehen festlegen. Kurzfristig sei mit dem aufsichtsführenden Eisenbahn-Bundesamt vereinbart worden, die Achsen der Fahrzeuge aus der gleichen Produktionszeit wie die beanstandeten (1986 und 1987) häufiger kontrolliert werden als bisher, teilte die Bahn mit. Zudem würden bei allen 70 Doppelwagen der Baureihe 480 grundsätzlich jetzt halbautomatische Prüfverfahren verwendet; bisher erfolgte die Kontrolle manuell.

Neue Fahrzeuge für die S-Bahn sind nicht in Sicht. Die Bahn will keine Züge bestellen, ehe nicht feststeht, wer von Dezember 2017 nach dem Auslaufen des Verkehrsvertrags mit dem Senat den Betrieb übernehmen wird. Bis Ende März wollte der Senat entscheiden, ob es dafür eine Ausschreibung gibt oder ob die BVG auch die S-Bahn zumindest auf einem Teil des Netzes betreiben soll. Die Zeit drängt, denn dem künftigen Betreiber bleiben nur etwa fünf Jahre Zeit, um ein neues Fahrzeugmodell entwickeln, erproben und bauen lassen zu können. Wann die Entscheidung zur Zukunft der S-Bahn fällt, konnte die Verkehrsverwaltung auch am gestrigen Freitag nicht sagen.

Immerhin entspannt sich am Wochenende das Fahrzeugproblem. Dann müssen ohnehin weniger Bahnen, nämlich nur 369 Doppelwagen, eingesetzt werden. Zudem fallen auf mehreren Abschnitten Fahrten wegen Bauarbeiten aus. So fahren bis Montagfrüh auf der Ringbahn zwischen Schönhauser Allee und Ostkreuz, auf der S2/S25 zwischen Potsdamer Platz und Südkreuz sowie auf der S 45 zwischen Zeuthen und Königs Wusterhausen keine Züge. Klaus Kurpjuweit

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