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Keine eigenen Filialen: Das letzte Postamt schließt im nächsten Jahr

Eigenwilliger Kundenservice: Bis zum kommenden Jahr will die Deutsche Post alle klassischen Postfilialen in Berlin schließen und durch "Partnerfilialen" ersetzen.

Bis zum kommenden Jahr will die Deutsche Post alle klassischen Postfilialen in Berlin schließen und durch „Partnerfilialen“ ersetzen. Laut Sprecherin Anke Baumann hat die Post jetzt nur noch sechs eigene Standorte in der Stadt – damit wurden seit dem Herbst 2009 zwei Dutzend Filialen aufgegeben. Grundsätzlich sind die Pläne zwar seit längerem bekannt, doch das Tempo überrascht die meisten Kunden und verunsichert auch viele. Für die Berliner gebe es aber mehr Vor- als Nachteile, betont das Unternehmen.

Allein im Juli hat die Post 16 Filialen an die Postbank übergeben – zum Beispiel in der Torstraße und der Oranienburger Straße in Mitte, in der Schöneberger Hauptstraße und in der Rüsternallee in Charlottenburg. Für die Kunden ändere sich nichts, heißt es: Der Standort und das Personal blieben gleich. Bereits vor vier Jahren hatte die Postbank bundesweit rund 850 der größten Filialen übernommen.

Parallel dazu wurden Zweigstellen geschlossen, seit Mitte vergangenen Jahres geschah dies an acht Berliner Standorten. Dafür entstanden Partnerfilialen in Supermärkten, Kaufhäusern, Schreibwarenläden und anderen Geschäften. Oft, aber nicht immer gibt es dort auch Postbankdienste. Möglich ist dies nur, wenn der Händler in Sicherheitsmaßnahmen wie Gitter oder Panzerglas investiert und sich höher versichert.

Deshalb hält sich die Begeisterung vieler Geschäftsleute in Grenzen, der Handelsverband rät in den meisten Fällen sogar vom Vertragsabschluss ab. Die Post dagegen argumentiert, dass Kunden von längeren Ladenöffnungszeiten profitierten. Außerdem könnten sie den Einkauf mit Postversand und Briefmarkenkaufen verbinden. „Umfragen zufolge ist die Resonanz bei den Kunden durchweg positiv“, sagt Sprecherin Baumann. Aber auch die Partner seien wegen der höheren Kundenfrequenz in der Regel zufrieden.

Spätestens drei bis vier Wochen vor einer Umwandlung würden die Kunden informiert, sagt Baumann. Die letzten eigenen Filialen liegen in der Koppenstraße in Friedrichshain, der Nürnberger Straße in Charlottenburg, der Weißenhöher Straße, dem Mädewalder Weg und der Mehrower Allee in Marzahn sowie im „Neucölln-Carree“ an der Grenzallee in Neukölln. Letztere schließt am 22. September. Den Brief- und Paketservice übernimmt ein Kiosk, der bereits Lottoscheine und BVG-Fahrkarten verkauft. Bankdienste wird es allerdings nicht geben, auch die Postfiliale hat diese seit Monaten eingestellt. Darüber zeigten sich Kunden verärgert, die nun längere Wege zur nächsten Postbank in Kauf nehmen müssen. Manche sollen ihr Konto zur Sparkasse im Neucölln-Carree verlagert haben.

Doch auch bei der Sparkasse wandelt sich stadtweit vieles. Dabei gehe es nicht um Einsparungen, sondern um das veränderte Kundenverhalten, betont Sprecherin Constanze Stempel. Laut einer Studie würden immer öfter ausführliche Beratungen zu komplexen Geldanlagen gewünscht, für die es nicht überall geeignete Berater gebe. Im Laufe der kommenden zwei Jahre schließen 19 der bisher 176 Filialen, aber es kommen 68 „Finanzcenter“ an bestehenden Standorten hinzu. Außerdem steige die Zahl der Geldautomaten und „SB-Center“ von 100 auf rund 150.

Die Sparkasse bleibe „flächendeckend in Berlin vertreten“, sagt die Sprecherin. Schließungen würden den Kunden frühzeitig und direkt mitgeteilt. Auf Nachfrage waren von der Sparkasse schließlich drei Filialen zu erfahren, die sie im Oktober aufgeben will: an der Mollstraße in Mitte, in der Erich-Steinfurth-Straße in Friedrichshain und am Buckower Damm in Britz. Cay Dobberke

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