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Berlin: Keine Häme!

Eine schreckliche Vorstellung: Wir stehen vor Gericht, die Verhandlung steht nicht gut. Es droht Freiheitsstrafe, womöglich eine echte, mit Gittern und Hofgang einmal täglich.

Eine schreckliche Vorstellung: Wir stehen vor Gericht, die Verhandlung steht nicht gut. Es droht Freiheitsstrafe, womöglich eine echte, mit Gittern und Hofgang einmal täglich. Das geht an die Nerven, man möchte am liebsten weglaufen, das Herz pocht bis zum Hals. Wer da in der Lage ist, der Verhandlung aufmerksam und offen zu folgen, der braucht schon eine gusseiserne Seelenlage. Im Grunde müsste jeder Angeklagte einen Arzt finden, der ihm Verhandlungsunfähigkeit bescheinigt.

Christian Neuling, einer der beiden Aubis-Angeklagten, hatte offenbar einen solchen Arzt. Dass er nun trotz des Attests beim letzten Berlin-Marathon erstaunliche vier Stunden dreißig gelaufen ist, sollte uns kein Anlass zur Häme sein. Neuling arbeitet an der Wiederherstellung seiner Verhandlungsfähigkeit, er hat Körper und Geist gestählt, wollte mit seiner Gesundung überraschen und sich dem Rechtsstaat zur Urteilsfindung anheimgeben.

Daraus ist nun nichts geworden. Jetzt will die Staatsanwaltschaft noch einmal den Amtsarzt nachschauen lassen. Gemein! Aber wenn es schiefgeht, kann Neuling wenigstens schnell weglaufen.

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