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Berlin: Keine Netze, keine Spikes: Bahn gibt den Kampf gegen Tauben auf

Die aufwändig sanierten Brücken in Charlottenburg sind bereits wieder voll Vogeldreck

Die Bahn hat den Kampf gegen den Taubendreck aufgegeben. An den jetzt sanierten Brücken zwischen den Bahnhöfen Zoo und Charlottenburg verzichtete sie darauf, so genannte Taubenverdrängungsmaßnahmen vorzunehmen. Die Folge: Die aufwändig sanierte Brücke über der Bleibtreustraße ist bereits wieder flächendeckend vom Kot der Tauben verdreckt. Und Fußgänger, die unter dem Bauwerk hindurchlaufen, müssen immer damit rechnen, Unerfreuliches von oben abzubekommen.

Das Spannen von Netzen oder die Installation von nadelartigen „Spikes“, die verhindern, dass sich die Tiere unter der Brücke niederlassen, seien auf Dauer zu teuer, argumentiert Bahnsprecher Gisbert Gahler. Außerdem hätten diese Maßnahmen meist nicht viel geholfen; vor allem die Netze seien oft kaputt gegangen oder auch mutwillig beschädigt worden.

Gegen das Spannen der Netze hätten sich außerdem Tierschützer ausgesprochen, die befürchteten, dass sich die Tauben in den Maschen verfangen könnten und dann verenden. Militante Tierschützer hätten die Netze deshalb auch schon entfernt oder zumindest unbrauchbar gemacht. In einigen Fällen sollen sie auch die Feuerwehr gerufen haben, die gefangene Tiere dann befreien musste.

Ähnliche Probleme hat die S-Bahn. Sie geht aber auf ihren Anlagen weiter gegen Tauben vor. Auf 18 Bahnhöfen werden demnächst Netze, „Spikes“ oder auch Drähte, durch die wie auf Weiden Schwachstrom fließt, installiert, kündigte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz an – unter anderem in den Stationen Botanischer Garten, Bundesplatz und Mexikoplatz. Auch den Bahnhof Schöneberg will die S-Bahn besser vor Tauben schützen, die von der Schriftstellerin Donna Leon auch als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet werden.

Im Bahnhof Schöneberg haben es wartende Fahrgäste besonders schwer, dem Kot der Tauben auszuweichen. Die Brückenkonstruktion der Station mit den vielen Trägern bietet den Tieren zahlreiche Nischen, in denen sie sich wohl fühlen. Das auf den Bahnsteig gefallene Übel kann auch schmerzhafte Folgen haben: Nach Angaben von Priegnitz sind Fahrgäste bereits auf dem Kot ausgerutscht und haben sich dabei verletzt.

Bei der S-Bahn ist man überzeugt, dass gesunde Tiere die Netze oder „Spikes“ meiden. Und nur dort, wo an den Netzen manipuliert worden sei, würden diese zu Fallen für die Tiere, so Priegnitz.

Das größte Problem seien aber die Menschen, die die Tauben regelmäßig füttern. Dabei müssten die Tiere auch ohne diese Zusatznahrung nicht verhungern. Bahn und S-Bahn appellieren deshalb immer wieder an die Berliner, auf das Füttern der Tauben zu verzichten. Dabei wissen die Leute von der Bahn, dass die Tiere viele Freunde haben. Bei den Zuschriften hielten sich Fahrgäste, die Maßnahmen gegen Tauben fordern, und diejenigen, denen der Schutz der Tiere nicht weit genug geht, jedenfalls etwa die Waage, sagten Gahler und Priegnitz übereinstimmend. Von der BVG, die an ihren Hochbahnstrecken unter ähnlichen Problemen leidet, gab es zunächst keine Stellungnahme.

Versuche, wenigstens die Zahl der Tauben zu reduzieren, indem man sie mit einer „Anti-Tauben-Pillen“ füttert, sind in der Vergangenheit in Berlin gescheitert. Andere Städte gehen mit der Taubenplage rigoroser um. Dort werden die Vögel von Tierfängern eingefangen und dann vergiftet.

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