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Berlin: Keine Panik

Wer hat Angst vor EHEC? Gestern kaum jemand Biomarkt-Kunden in Prenzlauer Berg blieben locker

Ab sofort besser auf Tomaten, Gurken und frischen Salat verzichten, empfahl das Robert-Koch-Institut am Mittwochabend – eine Vorsichtsmaßnahme, die vor der Ansteckung mit dem Darmbakterium EHEC schützen soll. Wie reagieren Berliner Verbraucher und Händler auf die Gefahr? Vergeht den meisten ab sofort der Appetit auf Grünzeug und vitaminreiche Rohkost? Wir haben auf dem Markt am Kollwitzplatz und in zwei Supermärkten nachgefragt.

Edelgard Schlüter vom Florahof Potsdam verkauft am Kollwitzplatz Bio-Gemüse. „Das ist doch Panikmache“, sagt sie. „Im Bioanbau wird überhaupt keine Gülle ausgebracht.“ In den letzten Tagen hat sie noch keine Einbußen verzeichnet.

Gunter Gaßmann, Bio-Bauer und ebenfalls Markthändler, regt sich über die EHEC-Hysterie auf. „Es wird so viel geschrieben, und die Leute haben doch keine Ahnung.“ In Biobetrieben werde nur organischer Dünger in den Boden eingearbeitet und komme nicht mit dem Gemüse in Berührung. Er glaubt, allein durch die Angst vor den Keimen würden mehr Existenzen bedroht als durch den Erreger selbst. Besonders Landwirte seien am Ende die Geschädigten.

Jana Schlüter verkauft ein paar Stände weiter Gemüse. „Einige haben nachgefragt, aber die Angst hält sich doch sehr in Grenzen“, ist ihre Erfahrung. Sie lächelt: „Eine Kundin hat sogar eine andere zurechtgewiesen, dass sie natürlich Fenchel essen könne. Sie hat gesagt, sie soll sich nicht so anstellen.“

Im Bio-Supermarkt in der Nähe gibt es am Donnerstagmittag noch die ganz große Auswahl. „So voll war das Salatregal schon lange nicht mehr“, sagt eine Kundin. Sie kauft erst mal keine Gurken und Tomaten. „Aber gestern habe ich noch Salat gegessen.“

Ariane und Anna sind froh, dass sie immer Gemüse vom Biomarkt kaufen. „Da wissen wir jedenfalls, wo es herkommt“, sagt Ariane aus Prenzlauer Berg. Sie gibt zu: „Salat würde ich jetzt nicht im Supermarkt nehmen. Mit dem Erreger ist nicht zu spaßen, ich hatte schon mal so was Ähnliches.“ Mit Freundin Anna kauft sie im Supermarkt ein – Bananen.

Uta aus Mitte greift unbeirrt zur Gurke. „Ich ändere eigentlich nie etwas, wenn solche Warnungen kommen. Gefahren können immer irgendwo lauern.“

Auch Thomas aus Prenzlauer Berg hat keine Angst vor EHEC. „Ich wasche mein Obst einfach noch ein bisschen gründlicher, das ist alles.“ Susan und Michael haben gerade Salat gekauft. „Das interessiert uns alles nicht“, sagen sie – und schauen sich noch beim nächsten Gemüsestand um. Sylvia Vogt

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