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Berlin: Kennzeichen CD - Die Welt in Berlin (Teil 6): Stadt der glücklichen Zufälle

Eigentlich wollte Margarita Morales in der Charlottenburger Kneipe nur einen Espresso trinken. Dabei kam die mexikanische Malerin mit zwei Bankmanagern ins Gespräch, die am gleichen Tisch einen Cocktail schlürften.

Eigentlich wollte Margarita Morales in der Charlottenburger Kneipe nur einen Espresso trinken. Dabei kam die mexikanische Malerin mit zwei Bankmanagern ins Gespräch, die am gleichen Tisch einen Cocktail schlürften. Die Banker suchten junge Talente, um mit ihnen die Berliner Niederlassung eines Münchner Geldinstituts zu schmücken. Zwei Monate später war Vernissage.

"So etwas gibt es nur hier", sagt die Wahlberlinerin Morales, deren Gemälde in Costa Rica, Madrid und New York gezeigt wurden. Seit drei Jahren lebt sie mit ihrem deutschen Ehemann, dem Regisseur Frank Roters, in Prenzlauer Berg. "Berlin ist die Stadt der glücklichen Zufälle", meint auch Roters. Der studierte Politologe macht seit drei Jahren Filme. Sein erster Streifen entstand ebenfalls aus einer zufälligen Begebenheit. Das Ehepaar hatte in Berlin kaum die Umzugskisten ausgepackt, als Roters im Radio eine Meldung aus Brasilien hörte: Zwei Straßenkinder waren im Bus von Uniformierten kontrolliert worden. Sie konnten keine Fahrkarten vorzeigen und wurden daraufhin an der nächsten Haltestelle vor den Augen der Fahrgäste erschossen. "Ich flog sofort zurück nach Mexiko und fing mit dem Dreharbeiten zu meinem Film über Straßenkinder an", erzählt Roter. Die Protagonisten seines preisgekrönten Debütfilms "Vogelköpfe" sind Straßenkinder aus Mexiko-Stadt. Kennen gelernt haben sich die mexikanische Künstlerin und der deutsche Filmemacher in Israel, wo beide vor elf Jahren ihren Urlaub verbrachten. Morales lebte damals in London, Roters in Münster. Sie heirateten 1992 im mexikanischen Veracruz. "Wir sind hierher gekommen, weil Berlin für Künstler etwas zu bieten hat", sagt Morales. Ihre Bilder verkaufen sich in der Stadt gut. Sie malt großflächige Strukturen in kräftigen Farben. "Das Licht und die Heiterkeit sind die mexikanischen Elemente in meinen Arbeiten." In Büros, Arztpraxen und Wohnzimmern trösten die Bilder über den langen deutschen Winter hinweg. So stellt es sich Morales jedenfalls vor.

Andrea Exler

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