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Blick in den Reaktorkern.

© picture-alliance / ZB

Kernkraftwerk: Betreiber sehen keine Gefahr durch Berliner Forschungsreaktor

Nach der Reaktorkatastrophe in Japan sind Forderungen nach einer Flugverbotszone über dem Forschungsreaktor in Wannsee laut geworden. Von dem Kraftwerk gehe aber keine Gefahr für die Umwelt aus, meinen die Betreiber.

Über dem wissenschaftlichen Forschungsreaktor in Berlin wird nach der Reaktorkatastrophe in Japan eine Flugverbotszone gefordert. Der wird vom Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie (früher: Hahn-Meitner-Institut) nahe der Königstraße zwischen Griebnitzsee und Wannsee betrieben. Doch gehe von dem Forschungsreaktor „für die Umwelt keine Gefahr aus“, sagte Ina Helms vom Helmholtz-Zentrum Berlin als Betreiber in einem Gespräch der Nachrichtenagentur dapd.

„Unser Forschungsreaktor hat eine Leistung von zehn Megawatt und produziert Neutronen für wissenschaftliche Experimente. Ein AKW-Reaktor hat eine Leistung von 3.000 bis 4.000 Megawatt und produziert Wärme für Strom“, erläuterte Helms. Der Berliner Forschungsreaktor verbrauche im Jahr 2,5 Kilogramm Uran, bei einem AKW seien es 1.500 Kilogramm. Die Spaltung von radioaktivem Uran dient hier nicht der Wärme- und Stromproduktion, sondern liefert Neutronen. Mit denen lassen sich Materialien durchleuchten, Magnetismus erforschen, archäologische Funde datieren. Anders als im Kernkraftwerk steht der Reaktor nicht unter Druck.

Die Brennstäbe, in denen die Kernspaltung stattfindet, liegen laut Helms in einem elf Meter tiefen Wasserbecken, das eine Temperatur von höchstens 40 Grad entwickele. Im Falle eines Stromausfalls fielen sofort „Kontrollstäbe allein durch ihr Gewicht in den Reaktorkern und setzen dabei den Reaktor außer Betrieb“. Laut Betreiber muss 20 Minuten nachgekühlt werden. In jedem Betriebszustand des Reaktors sei gewährleistet, „dass das radioaktive Inventar von der Umwelt abgeschirmt ist“.

Radioaktivität kann frei werden, wenn zum Beispiel ein Flugzeugabsturz die Betonhülle des Reaktors zerstört. Für den Notfall wurden Merkblätter an die Nachbarn verteilt. Der mögliche Evakuierungsradius umfasst 500 bis 2500 Meter. Bei leichteren Störfällen würden die Nachbarn aufgefordert, im Haus zu bleiben.

Einer Flugverbotszone über dem Forschungsreaktor mit einem Radius von acht Kilometern, wie von der Bürgerinitiative Weltkulturerbe Potsdam gefordert, entgegnete Helms: „Es besteht ja bereits ein Flugverbot über dem Reaktor bis zu einer Höhe von 700 Metern.“ Die von dem Forschungsreaktor produzierten Neutronen würden über Leitungen direkt zu den wissenschaftlichen Messplätzen geliefert. Mit diesen könnten unter anderem Bilder im mikroskopischen Bereich erstellt und das Alter von Gemälden oder antiken Stoffen ermittelt werden, sagte Helms. Das Helmholtz-Zentrum hat nach eigenen Angaben 1.100 Mitarbeiter, von denen rund 400 direkt oder indirekt mit dem Reaktor zu tun haben. (mit dapd)

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