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Berlin: Kinder dürfen ihre Klassenlehrerin behalten

Schulsenator Böger muss in Grundschulen nach heftigen Eltern-Protesten die Versetzungspläne ändern

Klassenlehrer dürfen nur in Ausnahmefällen an andere Schulen versetzt werden. Mit dieser Anweisung hat Bildungssenator Klaus Böger (SPD) spontan auf massive Elternproteste insbesondere aus Grundschulen reagiert, wie der Tagesspiegel gestern erfuhr. Die Schulaufsicht muss jetzt bereits beschlossene Versetzungen revidieren und andere Lehrer auswählen.

Tränenreiche Szenen hatten sich zu Wochenbeginn an etlichen Schulen abgespielt, als die Betroffenen von den anstehenden Versetzungen erfuhren. So sollte sich an der Zehlendorfer Mühlenau-Grundschule eine Klassenlehrerin Knall auf Fall von ihrer fünften Klasse verabschieden, obwohl geplant war, dass sie diese Kinder bis zum Übergang in die Oberschule betreuen sollte. Schulleiter Volker Herz und die Elternschaft waren sich darin einig, dass sie diese „absolut unpädagogische Entscheidung“ nicht hinnehmen wollten, woraufhin Böger mit Schüler- und Elternprotestbriefen überschüttet wurde.

Offenbar mit Erfolg, wie Bögers Anweisung zeigt. Es dürfte allerdings nicht so einfach sein, andere „Versetzungslehrer“ zu finden, denn an Grundschulen haben fast alle Pädagogen Klassenleiterfunktion oder decken Fachlehrerbedarf ab. Zudem drängt die Zeit, denn es bleiben nur die einwöchigen Winterferien, um zu klären, wer wohin versetzt wird. Und dabei haben auch die Personalräte mitzureden. Sie sollen darauf achten, dass – etwa bei der Versetzung älterer Lehrer – keine Härtefälle entstehen.

Laut Bögers Sprecherin Rita Hermanns müssen allein an Grundschulen 45 Pädagogen versetzt werden, da in vier Bezirken Lehrer fehlen. Neueinstellungen sind nicht zu rechtfertigen, solange es an vielen Schulen etwa in Treptow-Köpenick, Zehlendorf und Pankow immense Überhänge gibt.

Diese Überhänge resultierten bisher vor allem aus dem Schülerrückgang. Jetzt kommt aber noch hinzu, dass nach den Winterferien die vom Senat verordnete Mehrarbeit an den Schulen greift. Sie führt dazu, dass an vielen Oberschulen schlagartig mehrere Stellen überflüssig sind. So sollen sogar bis zu neun Lehrer der John-F.-Kennedy-Gesamtschule versetzt werden, wie eine Kollegin gestern berichtete. Dies widerspricht der Linie des Senators, der eigentlich erstmal den Verlauf der Tarifverhandlungen abwarten wollte, bevor es im großen Stil Versetzungen gibt: Noch hofft Böger, dass sich die Gewerkschaften auf Gehaltseinbußen einlassen, womit die Mehrarbeit im Sommer schon wieder vom Tisch wäre.

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