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Kinder probieren sich als Handwerker: Kleine Hochstapler auf der Mitmach-Baustelle

Über 170 Drei- bis Achtjährige kamen am Mittwoch zum "Tag der kleinen Baumeister" der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag in den Kreuzberger Nachbarschaftspark Wassertorstraße.

Berlin - Der weiße Klotz sieht schwerer aus, als er ist. Den Stein aus Leichtbeton setzen die Kinder des Kinderladens „Kinderkiste“ aus Charlottenburg vorsichtig auf die anderen Steine und ziehen gemeinsam eine Mauer hoch. Nebenan bringt die dreijährige Helene aus der Kreuzberger Kita „Wilhelmstraße“ ihre ganze Kraft auf, als sie eine Fliese zerschneiden will. Dann zerschlägt sie das Ding an einem Werkzeug und ordnet die Teile sternförmig an. So sieht es ja auch viel schöner aus.

Über 170 Drei- bis Achtjährige kamen am Mittwoch zum „Tag der kleinen Baumeister“ der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag im Nachbarschaftspark Wassertorstraße in Kreuzberg. An acht Stationen probierten sie aus, was Tischler, Rohrleger und andere Handwerker machen. Die Mitmach-Baustelle gab es zum zweiten Mal, vergangenes Jahr war sie in Schöneberg. So wolle man das Interesse der Kinder an Baustellen befriedigen und die Leute im Kiez zusammenbringen, sagt Gewobag-Vorstand Markus Terboven. Und die Kleinen natürlich bereits früh für das Handwerk interessieren, denn der Nachwuchs fehlt.

Während Staatssekretärin Hella Dunger-Löper sich in der Eröffnungsrede gegen eine Kürzung der Städtebauförderung wehrt und Friedrichshain-Kreuzbergs Sozialstadtrat Knut Mildner-Spindler die Mini-Baustellen hinsichtlich Feriengestaltung, Berufsorientierung und multikultureller Begegnung lobt, kümmert die Kinder das Gerede der Erwachsenen nicht. Mit Helm und Handschuhen ausgestattet, sägen und malen sie weiter, die echten Handwerker helfen, Eltern und Erzieher gucken zu. Nur eine kleine Gruppe muss sichtlich ungeduldig warten, bis sie nach den Ansprachen für die Fotografen eine Wand errichten soll.

Star der Tages ist der Bagger im Sandkasten, ungeduldig drängeln sich die Kinder davor. Gerade ist Helene dran. Weil ihre Hände die Steuerknüppel kaum umfassen können, hilft Baggerfahrer Leopold Meißner nach. Daneben plättet Hamit, 5, den Sand mit einer Walze. Bei den Dachdeckern schnappt sich Florian, 7, aus Buckow zum dritten Mal die Ziegel. Seine Familie baut gerade ein Haus. „Da will ich das Dach decken“, sagt er und strahlt. Aber später will er mal zur Bahn. Die Berufswünsche der anderen Kinder reichen von Polizistin bis zum Lokomotivführer. Nur Handwerker will niemand werden. Christoph Spangenberg

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