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Am 25. Mai wird der Prozess um den Mord an der zweifachen Mutter aus Afghanistan fortgesetzt.

© picture alliance / dpa-tmn / Arne Dedert

„Mutter wurde geknechtet, ich konnte nichts machen“: Kinder von getöteter Maryam H. sagen vor Gericht aus — auch sie erhielten Schläge

Der 14-jährige Sohn und die zehnjährige Tochter der getöteten Maryam H. berichteten von Gewalt durch ihre beiden Brüder. Der Prozess geht am 25. Mai weiter.

„Sie war die beste Mutter der Welt“, sagte der Sohn. Einmal sah der 14-Jährige bei der richterlichen Vernehmung, die rund vier Monate nach dem Mord an Maryam H. als Bild-Ton-Aufzeichnung durchgeführt wurde, eindringlich in die Kamera: „Warum sie so was machen, das möchte ich fragen.“

Das habe nichts mit Ehre zu tun, „sondern mit Ehrlosigkeit“, heißt es in der am Freitag vor dem Landgericht abgespielten Vernehmung. Über die Brüder seiner Mutter, die sich wegen Mordes verantworten müssen, sagte er: „Die sind das Schlimmste, was es geben kann.“

Sayed Yousuf H. und Seyed Mahdi H. aus Afghanistan – nach ihren Angaben 27 und 23 Jahre alt – sollen ihre Schwester am 13. Juli 2021 unter einem Vorwand aus dem Haus gelockt und an einem nicht bekannten Ort umgebracht haben. In einem Rollkoffer hätten sie die Leiche nach Bayern gebracht und verscharrt.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, sie hätten ihre 34-jährige Schwester getötet, weil sie „entgegen der Moralvorstellungen der Angeklagten eine teilweise moderne Lebensführung verfolgte“, in der sie sich Anweisungen der Brüder widersetzt und zudem eine Liebesbeziehung geführt habe, heißt es in der Anklage. Die Brüder haben bislang im Prozess geschwiegen.

Auch die Tochter von Maryam H. soll geschlagen worden sein

Maryam H. – als 16-Jährige wurde sie in Afghanistan zwangsverheiratet, in Berlin ließ sie sich 2018 scheiden – lebte mit ihren Kindern Amir und Dilara (Namen geändert) in einer Flüchtlingsunterkunft. Die Brüder mischten sich nach den Angaben der Kinder immer wieder gewalttätig in ihr Leben ein, hätten ihre Mama überwacht. „Mutter wurde geknechtet nach ihrer Scheidung, ich konnte nichts machen, ich war ein Kind“, sagte Amir.

„Wir hatten Angst vor ihnen“, gab Amir zu Protokoll. Ihre Mutter sei geschlagen, beschimpft, psychisch unter Druck gesetzt worden. Zuletzt seien die Onkel jedes Wochenende gekommen. „Sie waren richtig gemein zu Mama“, sagte die vier Jahre jüngere Schwester. „Mahdi hat auch mich geschubst, an den Haaren gezogen, mir eine Schelle gegeben.“ Yousuf H. habe sie zwingen wollen, ein Kopftuch zu tragen – „aber ich will das nicht“. Die Kinder wollten, dass ihre Mutter zur Polizei geht wegen der Übergriffe, die sie erlebt hätten. Sie habe abgelehnt und erklärt: „Es sind meine Brüder, ich liebe meine Brüder, sie hatten eine schwere Zeit.“ Der Prozess geht am Mittwoch weiter.

Kerstin Gehrke

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