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Knappe Plätze. Für Eltern wird es immer schwerer, eine Kita für ihre Kleinen zu finden. Das ungewöhnliche Angebot findet sich in der Lychener Straße in Prenzlauer Berg.

© Fabbri/drama-berlin.de

Kinderbetreuung: Den Kitas gehen die Betreuer aus

Nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes fehlen jährlich in Berlin 500 neue Erzieherinnen. Die Opposition warnt vor den Folgen.

In Berliner Kindertagesstätten fehlen immer mehr Erzieherinnen. Nach einer Schätzung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes stehen einem angenommenen jährlichen Bedarf von rund 1500 neuen Erzieherinnen nur rund 1000 Kräfte gegenüber, die ihre Ausbildung beenden. Ob diese Schere geschlossen werden kann, ist zurzeit völlig ungewiss. Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) hat die Bezirke für den 16. März zu einer Koordinierungsrunde eingeladen, um aktuelle Bedarfsschätzungen einzuholen. Die Opposition warnt davor, dass Kinder unversorgt bleiben und ihre Eltern nicht in den Beruf zurückkehren können.

Aktuell gibt es kaum noch einen Bezirk, der nicht Probleme hätte, alle Kinder unterzubringen. Während es in den Innenstadtbereichen, wie berichtet, vor allem an Räumlichkeiten fehlt, betrifft der Personalmangel auch städtische Randbereiche. Von Marzahn bis Reinickendorf gibt es Berichte über Eltern, die monatelang erfolglos nach einem Kitaplatz suchen.

Zwar hat der Senat vor einiger Zeit Seiteneinsteigern die Möglichkeit einer berufsbegleitenden Ausbildung zum Erzieher eröffnet, allerdings reichen die bisher rekrutierten Kräfte nicht aus, um den Bedarf zu decken. Fehlgeschlagen ist der Versuch, geeignete Kräfte von außen mittels einer sogenannten Nichtschülerprüfung zu gewinnen: Eine Anfrage des grünen Abgeordneten Özcan Mutlu ergab jetzt, dass von 63 Interessenten mehr als 40 mangels Eignung nicht einmal zur Prüfung antreten durften. Den Mangel an geeigneten Bewerbern bekommen sowohl die freien Träger als auch die Kita-Eigenbetriebe zu spüren. Der Eigenbetrieb City konnte 40 von 60 freien Stellen noch nicht besetzen. In Friedrichshain-Kreuzberg geht die grüne Jugendstadträtin Monika Herrmann davon aus, dass etwa 90 Erzieherinnen fehlen. Sie habe den Senat schon vor acht Monaten aufgefordert, eine Bestandsaufnahme zu machen. Die CDU-Abgeordnete Emine Demirbüken- Wegner hatte schon 2010 eine berlinweite Bedarfsplanung für die Kitas gefordert, war aber abgewiesen worden.

Der Jugendstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann (SPD), sieht in seinem Bezirk derzeit zwar keinen generellen Platzmangel, in bestimmten Stadtteilen sei die Nachfrage aber höher als das Angebot. Im Krippenbereich hätten fast alle Bezirke Defizite, die mit Fördermitteln des Bundes gerade behoben würden. Naumann würde gerne mehr Tagesmütter und -väter rekrutieren, aber wegen schlechter Verdienstmöglichkeiten und geringer gesellschaftlicher Anerkennung sei die Zahl der Tagesmütter sogar rückläufig.

Der Senat verweist darauf, dass es in Berlin derzeit fünf staatliche und zwölf private Fachschulen gibt, die die dreijährige Erzieherausbildung in Vollzeit oder berufsbegleitend anbieten. Im Februar hätten nochmals zwei private Fachschulen Ausbildungsgänge begonnen. Die Arbeitsagentur meldet, dass die Zahl der arbeitslosen Erzieherinnen bereits stark zurückgegangen ist.

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