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Berlin: Kinderbücher: Von Traubenmus wird man nicht schöner

Friedrich der Große ärgerte sich mächtig über die Spitzbuben, die seinen Weinberg in Potsdam verwüsteten. Aber er kam trotz aller Anstrengungen nicht hinter das Geheimnis.

Friedrich der Große ärgerte sich mächtig über die Spitzbuben, die seinen Weinberg in Potsdam verwüsteten. Aber er kam trotz aller Anstrengungen nicht hinter das Geheimnis. Und die kleine Lotte, eine der Töchter des Weinbauers am Klausberg, die im Drachenhaus im Park von Sanssouci wohnte, konnte nachts nicht schlafen, weil die kleinen Drachen der Pagode nachts ihre Späße trieben. Zugegeben, was Birgit Kolb sich für ihr Bilderbuch "Da packen Drachen ihre Sachen" ausgedacht hat, entspricht natürlich nicht der historischen Wahrheit. Auch nicht, dass ein riesengroßer Drachen aus Frust über die Schönheit der kleinen Drachen sich ständig in den Gewächshäusern des Parks wälzt, um auch so schön zu werden - Traubenmus soll ihm zu einer schöneren Haut verhelfen!

Aber Birgit Kolb geht es nicht nur um eine phantastische Geschichte, in der am Ende die List über die rohe Gewalt siegt. Sie hat einen Weg gefunden, das Drachenhaus und das Belvedere in Sanssouci so in eine spannende Geschichte zu kleiden, dass Kinder ab fünf Jahren ihren Spaß daran haben werden. Und ganz nebenbei flicht die Autorin Informationen über diese beiden Gebäude in den Text ein.

Damit man nun unterscheiden kann, was historisch verbürgt und was Phantasie ist, sind alle historischen Passagen fett gedruckt. Eine hübsche Idee zum Preußenjahr, das Kindern zumindest gedruckt wenig zu bieten hat. Darüber hinaus ein gutes Begleitbuch für den nächsten Potsdam-Besuch. Die Buntstift-Illustrationen von Claudia Maas sind bei den Gegenständen korrekt, wirken aber bei den figürlichen Darstellungen eher unbeholfen. Aber das schmälert nicht den Lesespaß.

In gleicher Ausstattung - das entsprechende Gebäude ist immer farbig auf einem historischen Plan markiert - ist von Kolb und Maas "Von Hexen, Orangen und königlichen Geistern" erschienen, ein Buch rund um die Orangerie von Sanssouci, dessen Geschichte aber allzu konstruiert wirkt. Die Sachinformationen zur Orangerie und zu König Friedrich Wilhelm IV. sind interessant, aber die Geschichte vom verzauberten Philipp, der von einer Hexe in einen Orangenbaum verzaubert wird, vermag nicht recht zu überzeugen. Da wird die Phantasie arg strapaziert. Dennoch insgesamt ein lobenswertes Unternehmen, das die einzelnen Gebäude des Komplexes von Sanssouci durch Geschichten Kindern näher bringen will.

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