zum Hauptinhalt

Berlin: Kinderpornos aus dem Netz

32-Jähriger wurde über seine Kreditkartendaten gefasst

Auf einer seiner Reisen durch das Internet landete Heiko D. bei „Landslide“. Aus „reiner Neugierde“ will er sich angemeldet haben. Er habe sich „so durchgeklickt“ und „einiges“ abgespeichert, sagte er gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten. Der 32-jährige Friedenauer gehörte zu weltweit etwa 250 000 Kunden, die für das Kinderporno-Portal der US-Firma Landslide die Kreditkarte zückten. Im Schutze der virtuellen Anonymität lud er sich für 40 Dollar 400 Bilddateien herunter.

„Es war eine Dummheit“, beteuerte der Tankstellen-Angestellte. Die Sache sei ihm sehr peinlich. Ob er nicht an die Kinder gedacht habe, an das, was ihnen angetan wurde, fragte die Richterin. „Zu dem Zeitpunkt nicht“, räumte D. ein. Er dachte auch nicht an Entdeckung. Doch nachdem US-amerikanische Behörden den Machenschaften der Firma Landslide ein Ende gesetzt hatten, erhielt das Bundeskriminalamt Daten deutscher Tatverdächtiger.

Im September letzten Jahres wurden bundesweit Wohnungen von mehr als 1400 Personen durchsucht. Fast 47 000 Datenträger mit Kinderpornos und 25 000 Videos wurden sichergestellt. Die Kreditkartennummer verriet auch den Landslide-Kunden aus Friedenau oder in Großbritannien Altrocker Pete Townshend von „The Who“, dessen Fall kürzlich für Aufsehen sorgte.

Der geständige Heiko D. zuckte zusammen, als die Staatsanwältin eine Haftstrafe von vier Jahren beantragte. Die Richterin schmunzelte. „Monate“, meinte sie und verbesserte den eindeutigen Versprecher. Das Gesetz sieht für das Verbreiten kinderpornografischer Schriften Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr vor. Die Straftat liegt bereits vor, wenn die strafbaren Inhalte auf dem Rechner des Nutzers angekommen sind. Die zu erwartenden Strafen sind damit nicht höher als bei einer Beleidigung.

Gegen Heiko D. erging eine Bewährungsstrafe von vier Monaten. Zudem muss er eine Geldbuße von 500 Euro an das Kinderhilfswerk Terre des hommes zahlen. Die Richterin sagte, sie habe einige der Bilder gesehen: „Mir fehlen die Worte, es ist unfassbar.“

Kerstin Gehrke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false