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Die Heilig-Kreuz-Gemeinde von Pfarrerin Ute Gniewoß (r.) hat eine Partnergemeinde in Brooklyn. Esme und Jennifer Trontz sind zu Gast in Berlin.

© Thilo Rückeis

Kirchentag in Berlin: Brooklyn trifft auf Kreuzberg

Mutter und Tochter Trontz wollen die Wurzeln ihres Glaubens erkunde. Berlin sei der richtige Ort dafür, erklären sie. Und jetzt geht's nach Wittenberg.

Sie haben einen langen Flug hinter sich, Mutter und Tochter Trontz aus Brooklyn, einem der fünf Stadtbezirke von New York City. Ihr Ziel: Berlin, Martin Luther, Wittenberg. Und vor allem der Kirchentag. Das gehört ja irgendwie zusammen. Nun, nach einem ausgiebigen Frühstück mit ihrer Gastgeberin, starten sie in den Tag. „Unbedingt zum Hamburger Bahnhof!“ möchte Jennifer, the Mother. Und the daughter Esme freut sich auch – als Kunststudentin ist das für sie zur Einstimmung ins Berliner Leben genau das Richtige.

Mutter Jennifer arbeitet als Verwalterin in einer Kirchgemeinde, die der New Yorker United Church of Christ angehört. Diese UCC hat eine Patenschaft mit dem Evangelischen Kirchenkreis Mitte, so kam eine Einladung zum Kirchentag zustande. Die Berliner hatten Gastgeber gesucht und gefunden: Die beiden Amerikanerinnen fühlen sich in einer Berliner Wohnung in der Kreuzberger Fontanepromenade very good, Pfarrerin Ute Gniewoß von der Heilig-Kreuz-Gemeinde hatte in den Häusern der Umgebung durch Aushänge um Quartiere geworben. Nun macht eine Berliner Familie Urlaub, während die amerikanischen Kirchentagsgäste in deren vier Wänden wohnen.

Das Gefühl der Offenheit

Alles sei hübsch und freundlich, sagt Jennifer Trontz, Berlin mache überhaupt einen netten Eindruck. „Die Stadt erinnert uns an New York, die beiden haben eine gewisse Ähnlichkeit“. Und was ist ähnlich? „Ein Gefühl der Offenheit. Nicht so prachtvoll wie zum Beispiel Wien. Man spürt, dass hier Menschen leben, mit allen Stärken und Schwächen. Da wird nichts kaschiert. Berlin ist eine offene Stadt.“ Die beiden waren schon einmal 1992 hier, der Unterschied zu heute sei, zumal im Osten der Stadt, gewaltig. Im äußeren Bild und in der Stimmungslage. Die beiden sind neugierig auf die Geschichte der Reformation. Jennifers Mutter war Calvinistin, sie selbst ist nicht religiös aufgewachsen und ist dabei, „den Glauben zu entdecken“. Sie möchte zu den Wurzeln, dahin, wo die Reformation ihren Anfang nahm. Vielleicht bestätigt sich ihr Verdacht, dass protestantische Theologie „ziemlich radikal“ war, wie Jesus auch. Ist Trump radikal? Ja, aber in die falsche Richtung, sagt die Amerikanerin. Ihre Tochter hatte einen jüdischen Vater, sie geht zu jüdischen Feiern, aber auch zur christlichen Gemeinde ihrer Mutter. „Je liberaler eine Religion aufgestellt ist, desto wohler können sich die Menschen fühlen“, sagt sie. Der kleine, fast unscheinbare silberne Davidstern an ihrem Hals blinkt in der Sonne. „Wir wollen erkunden, was wir voneinander lernen können“, sagt Esme Trontz und ist überzeugt, dass sie der Trip nach Berlin und Wittenberg sehr bereichern wird. „You see me“, das Kirchentagsmotto, steht fett gedruckt auf dem Titel des Programmheftes. wie viel New Yorker sind in diesen Tagen mit in Berlin? Jennifer Trontz nimmt das Smartphone, gibt ihre Frage ein und, klackklackklack, kommt die Antwort von Mr. Allwissend: Zehn!

Wo die Gäste aus Brooklyn den Tag um 23.30 Uhr verbringen, ist lange klar: In der von außen so prächtigen und im Innern so coolen, natürlichen Heilig- Kreuz-Kirche beim Nachtgebet, das ihre Gastgeberin, Pfarrerin Ute Gniewoß, spricht. Ihr Thema: Der Himmel. Mit allem, was in ihm ist und was er uns zu erzählen hat.

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