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Berlin: Kirchentagsbesucher klagen über unchristliche Preise

Hohe Eintrittsgebühren verärgern viele Gläubige. Die Veranstalter beteuern, keinen Gewinn zu machen. Schon 165 000 Besucher haben sich für Ende Mai angemeldet

Beten für 23 Euro am Tag; 79 Euro für die Dauerkarte; dazu kommen Übernachtungs- und Fahrtkosten – und essen will der Gläubige ja auch: Wenn eine Familie den ökumenischen Kirchentag vom 28. Mai bis 1. Juni besucht, sind schnell 500 Euro weg. Dass die Eintrittspreise auch bei einer christlichen Großveranstaltung nicht gerade billig sind und auch Mitarbeiter zahlen müssen, hat viele Berliner empört. Sie beschwerten sich beim Diakonischen Werk.

„Wir schämen uns nicht, dass der Kirchentag Geld kostet“, sagt Kirchentags-Geschäftsführer Tilman Henke, „Qualität hat eben ihren Preis“. Außerdem: Viele Konzerte, Diskussionen und Bibelstunden in der Innenstadt kosten nichts, auch nicht der Auftritt von „Pur“, „Die Prinzen“ und „Fury and the Slaughterhouse“. Ohne einen Cent kann man die Veranstaltungen auf den teils prominent besetzten Podien und Bibelkreise am Alexanderplatz, Gendarmenmarkt und Breitscheidplatz genießen. Auch für die Eröffnungs- und Schlussgottesdienste und den „Abend der Begegnungen“ am 28. Mai, zu dem die Organisatoren 400000 Besucher erwarten, wird kein Eintritt verlangt. Das muss zum „Reinschnuppern“ reichen, meinen die Organisatoren. Wäre noch mehr umsonst, würden sich die Dauerkartenbesitzer ärgern.

Nichts zahlen müssen die hauptamtlichen Mitarbeiter, stellt Henke klar. Auch die 20000 „organisatorischen“ Helfer, womit Henke die meint, „deren Herz nicht am Kirchentag hängt“, die Sanitäter und Wachleute, die Quartierbetreuer und Handwerker müssen fürs Arbeiten nichts zahlen. Aber die 40000 ehrenamtlichen Standmitarbeiter, Chorsänger, Vortänzer oder die 5878 Orchesterbläser, die müssen 20 Euro Eintritt zahlen. „Wegen der hohen Standgebühren wäre die Alternative gewesen, dass viel weniger Organisationen teilnehmen könnten“, verteidigt sich Henke, „denn wir haben die Standmieten stark verbilligt, damit auch ärmere Gruppen dabei sein können“.

Dass Mitarbeiter Eintritt zahlen müssen, ist auch bei anderen Messen üblich, zum Beispiel bei der Buchmesse in Frankfurt. Dort soll in diesem Herbst eine Tageskarte 30 Euro kosten, eine Dauerkarte für sechs Tage 60 Euro. Die Preise für den ökumenischen Kirchentag unterscheiden sich auch kaum von denen der evangelischen Kirchentage der vergangenen Jahre.

Wen das nicht überzeugt, dem rechnet Henke vor: 18,2 Millionen Euro kostet der ökumenische Kirchentag. Ein Drittel davon übernimmt das Land, ein Drittel die Kirchen, ein Drittel spülen die Eintrittsgelder in die Kasse. „Wir machen bestimmt keinen Gewinn“, sagt der Geschäftsführer, „aber wenn etwas übrig bleibt, bekommen es die zurück, die Zuschüsse gegeben haben.“ Das hat auch die Diakonie überzeugt: „Henke hat uns die Finanzierungsstruktur nachvollziehbar erläutert“, sagt Erich Kotnik, der Diakonie-Sprecher.

Schon jetzt haben sich 165000 Besucher von außerhalb angemeldet – mehr, als die Veranstalter sich erträumt haben. Ihnen zumindest scheint das Beten in Berlin teuer zu sein, nicht zu teuer.

Tickets an allen Vorverkaufskassen: Dauerkarte 79 Euro, ermäßigt 48 Euro, Tageskarte 23 Euro, erm. 13 Euro, Familiendauerkarten 127 Euro, ab 16 Uhr gilt die verbilligte Abendkarte für 12 Euro. Mit den Karten kann man gratis öffentliche Verkehrsmittel benutzen.

Claudia Keller

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